Warum das WM-Finale zwischen Frankreich und Dänemark stattfindet

Die Statistiken sind eindeutig: Die Länder mit der höchsten Besteuerung haben mehr Chancen, internationale Fußball-Wettbewerbe zu gewinnen.

Veröffentlicht am 19 Juni 2018 um 16:12

„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen.“, erklärte der englische Fußballer Gary Lineker 1990. Schaut man sich die Geschichte des runden Balls an, so erweist sich dieser Satz jedoch als falsch. Die Wahrheit ist folgende: Fußball ist ein einfacher Sport: 22 Spieler jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnt das Land mit den höchsten Steuern. Eine weniger vernichtende Erkenntnis, die sich aber unwiderlegbar empirisch belegen lässt. Hier ist die Beweisführung:

Nach der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich hatten wir Spaß daran, die Ergebnisse der teilnehmenden Mannschaften und die Höhe der Steuern in ihrem Land zu analysieren. Fazit: Zu viele Steuern bringen die EM nicht um.... ganz im Gegenteil! In diesem Wettbewerb waren die Länder mit den höchsten Zwangsabgaben die Länder, die im Wettbewerb am weitesten kamen. (Unter Zwangsabgaben ist das Verhältnis zwischen allen Gebühren, Steuern und Sozialabgaben eines Landes und seinem Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemeint.)

Folglich ist es uns möglich, Ihnen den zukünftigen Weltmeister zu verraten, der am 15. Juli nach einem spannenden Finalspiel gegen Frankreich gekrönt wird: Dänemark!

Effiziente öffentliche Ausgaben

Unsere Methodologie ist ganz einfach: Wenn die Steuerquoten zwei konkurrierender Länder mehr als fünf Punkte voneinander entfernt sind, gewinnt das Land, das die meisten Steuern erhebt. Bei einer Differenz von weniger als 5 Punkten haben wir uns in der Gruppenphase für ein Unentschieden entschlossen. Ab der Ausscheidungsphase – und weiterhin für den Fall einer Differenz von weniger als 5 Punkten –  haben wir die Steueranalyse durch die sportliche Expertise von Alternatives Économiques (sic !) ersetzt. Mit einem Rückstand von 5,15 Zwangsabgabe-Punkten sollte Dänemark Frankreich im Finale ganz knapp schlagen.

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Wie lässt sich das erklären? Ganz einfach: Die Länder mit hohen Steuersätzen sind in der Regel die am weitesten entwickelten. Dank der öffentlichen Ausgaben und der qualitativ hochwertigen Sozialschutzsysteme sind die Bewohner gesund und treiben in ihrer Freizeit Sport. Darüber hinaus können Fußballspieler in diesen Ländern dank hoher öffentlicher Investitionen in strukturierten Vereinen an hochwertigen Geräten trainieren, und von erfahrenen Pädagogen profitieren, die oft teilweise von den Gemeinden bezahlt werden.

So stellt sich heraus, dass „Islands Wunder“ (d. h. die Tatsache, dass Island sich mit seinen 320.000 Einwohnern für das Viertelfinale der EM 2016 qualifiziert hat, und dieses Jahr erstmals in seiner Geschichte an einer Weltmeisterschaft teilnimmt) eigentlich gar kein wirkliches Wunder ist. Der isländische Fußball hat sich dank hochwertiger Sportanlagen und gut ausgebildeter Trainer entwickelt, wie unsere Kollegen vom Explore-Team sehr gut dokumentiert haben.

Frankreich in der steuerlichen "Todesgruppe“

Die durchschnittliche Steuerquote der 32 WM-Teilnehmer liegt bei 33,5 Prozent. 7 der 8 Gruppen liegen in der Nähe dieses Durchschnitts. Nur eine Gruppe hebt sich sehr deutlich ab: Die Gruppe, in der Frankreich spielt! Zu dieser steuerlichen „Todesgruppe“ gehören Dänemark (58,7 Prozent), Frankreich (53,5 Prozent), Australien (34,09 Prozent) und Peru (22,4 Prozent).

Der Fußball ist sicherlich eine der Sportarten, bei denen die Ungewissheit des Ergebnisses am größten ist (die Besten gewinnen seltener als bei anderen Sportarten). Zudem lassen einige Ergebnisse an unserer Theorie zweifeln. Aber lassen Sie sich nicht täuschen: Der Gewinner wird ein Steuer-Liebhaber sein.

Talent muss relativiert werden

Dieser Zusammenhang erinnert uns daran, dass auch das Talent der Fußballer (ebenso wie das anderer „Stars“) relativ ist. Es existiert nicht „von Natur aus“, sondern ist ebenfalls das Ergebnis von Ausbildung und sozialer Konstruktion. Dies schließt natürlich nicht aus, dass Talente „wie aus dem Nichts“ auftauchen können, wie zahlreiche Spieler aus sehr bescheidenen Verhältnissen immer wieder zeigen.

Aber die verfügbare Ausbildung, Betreuung und Infrastruktur sind entscheidende Grundbedingungen für eine mögliche Karriere auf höchstem Niveau. Und diese Tatsache vergisst die Fußballwelt manchmal, wenn sie die Höhe der Steuern anprangert.... oder fordert, diese nicht zahlen zu müssen, wie es die UEFA während der EM 2016 in Frankreich tat.

Hinweis für die Leser: Der Artikel ist (relativ) ernst gemeint. Die Analyse im letzten Absatz ist es hingegen leider nicht!

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