Analyse Russischer Einfluss in Belarus

Der Plan des Kremls: Die geplante Zerstörung von Belarus als Nation

Nach Dokumenten, die den Medien zugespielt wurden, hat Russland im Geheimen einen Plan für die schrittweise Annexion von Belarus in den nächsten Jahren entwickelt. Bisher hat das Regime von Präsident Lukaschenko nichts unternommen, um dies zu verhindern – ganz im Gegenteil, sagt der belarussische Journalist Igor Lenkevich.

Veröffentlicht am 23 März 2023 um 10:58
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Heute wurde der Plan Russlands zur Integration von Belarus veröffentlicht. Man kann ihn ohne Übertreibung als ein Programm zur Auslöschung unseres Landes bezeichnen. Der Kreml setzt ein Projekt in die Tat um, das die belarussische Unabhängigkeit zerstören wird, und das Lukaschenko-Regime tut nichts, um sich dagegen zu wehren. Es schafft im Gegenteil die bestmöglichen Voraussetzungen dafür, dass das gewünschte Ergebnis erreicht wird.

Der von Russland erstellte Plan wurde der Redaktion von Yahoo News offenbar von einer Quelle aus Putins Präsidialverwaltung zugespielt. Yahoo News gab das Dokument wiederum an mehrere Medien weiter. Es ist unmöglich, die Echtheit des Dokuments zu bestätigen, aber nach den Worten von Stanislau Ivashkevich, Direktor des belarussischen Investigativzentrums, verfügt der Journalist, der das Material beschafft hat, über „einen ungetrübten Ruf in internationalen Kreisen des investigativen Journalismus“.


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Der Plan, der jetzt in den Händen der Massenmedien liegt, ist eher ein analytisches Dokument, das die Grundlage für die Strategie des Kremls bildet, Belarus zu schlucken. Das ändert nichts an der Kernaussage des Dokuments: Die Umsetzung der darin aufgeführten Maßnahmen zielt auf die Schaffung eines „vollwertigen Unionsstaates bis 2030“ ab. Die Verfasser des Plans sagen ganz offen und ohne Umschweife, dass Belarus seine Unabhängigkeit entweder ganz verlieren muss oder dass sie zumindest stark eingeschränkt werden soll.

Das Dokument ist auf das Jahr 2021 datiert, und das ist kein Zufall. In seinem Bestreben, nach den Ereignissen von 2020 an der Macht zu bleiben, hat sich das belarussische Regime ganz von Russland abhängig gemacht. Dies könnte den Kreml dazu bewogen haben, einen Plan zur Einnahme unseres Landes auszuarbeiten.

Vorausgesetzt, der Plan ist keine Fälschung, muss er bedeuten, dass Alexander Lukaschenko bewusst auf die Zerstörung der belarussischen Souveränität als Gegenleistung für die politische und wirtschaftliche Unterstützung durch Russland hingearbeitet hat. Infolgedessen wurden im November 2021 28 „Unionsprogramme“ für eine verstärkte Integration bestätigt.

In dem Plan werden kurz-, mittel- und langfristige Perspektiven im politischen, wirtschaftlichen und humanitären Bereich aufgezeigt. Einige seiner Bestimmungen sind schon in die Praxis umgesetzt worden oder finden sich im Wortlaut der „Unionsprogramme“ wieder, die Lukaschenko und Putin bereits erörtert haben.

Ein Großteil der in dem Dokument genannten kurzfristigen Ziele Russlands wurde inzwischen erreicht. Wie der Kreml festgestellt hat, finden mehrere gemeinsame belarussisch-russische Militärübungen statt.

Eine dieser gemeinsamen Übungen endete im Februar 2022 mit dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine von belarussischem Gebiet aus. Neu mobilisierte russische Rekruten werden in unserem Land unter Beteiligung von belarussischen Soldaten ausgebildet, bevor man sie an die Front in der Ukraine schickt. Aufgrund der gegen das Regime verhängten Sanktionen werden belarussische Waren von den baltischen Häfen auf russische Häfen umgele…

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