Billig exportiert. Chinesische Arbeiter im Lehrgang, Hefei (China). (AFP).

Der große Sprung nach Europa

China treibt seine Expansion in Europa voran. Vor allem in hochverschuldeten Osten greift es nach Verträgen. Dabei hebelt Peking mit Dumpingangeboten und Billigkrediten entschlossen westliche Konkurrenz aus. Es geht aber nicht nur um Großaufträge, schreibt das Handelsblatt. Das Reich der Mitte erkaufe auch politischen Einfluss.

Veröffentlicht am 23 September 2009 um 15:45
Billig exportiert. Chinesische Arbeiter im Lehrgang, Hefei (China). (AFP).

In Afrika und Lateinamerika ging es um Rohstoffe. In Europa sichern sich die Chinesen vor allem große Infrastrukturprojekte, schreiben Mathias Brüggmann und Andreas Hoffbauer in ihrem Artikel im Handelsblatt. Beginnend in der Peripherie. Nach Moldawien und Mazedonien zitieren die Autoren Serbien. Hier wird über "einen Vorzugskredit der Chinesen für den Bau einer Donau-Brücke und Straßen mit einem Volumen von insgesamt 200 Mio. Euro" verhandelt, "Hafenerweiterungen, den Aufbau von Sonderwirtschaftszonen sowie für Rüstungsprojekte. Im Zuge der Kooperation wurde auch vereinbart, dass China die von Serbien abtrünnige Provinz Kosovo nicht anerkennt, Serbien seinerseits nicht Taiwan." In Polen, das bis zur Fußball-Europameisterschaft 2012 einen knapp 40 Mrd. Euro schweren Markt von Straßenneubauten bietet, unterbot die chinesische Firma Covec um 60 Prozent den Ausschreibungspreis. Auch die Ukraine erhält günstige Hilfskredite. "Die Vorzugskredite Chinas sind deshalb pikant, weil genau diese Länder milliardenschwere Hilfsprogramme mit dem IWF vereinbart hatten, für die sie einschneidende Sparprogramme im Staatsbudget vorlegen sollten." Ein Konkurrent für den IWF und die internationale Entwicklungshilfe, warnt das Handelsblatt. Zum Originalartikel…

Europäische Union

Nach dem polnischen Klempner, der chinesische Investor

Wie wird wohl die Zukunft der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Europa und China aussehen? Die europäische Presse scheint sich dem Schicksal der Vorherrschaft des Reiches der Mitte zu ergeben. In der tschechischen Tageszeitung Lidové Novinybemerkt Zbyněk Petráček scherzend, dass ein polnischer Klempner, wie er im Buche steht, oder ein aus Osteuropa stammender Zuhälter schon bald nur noch Stereotypen sein könnten, die vom unvermeidlichen Aufstieg der chinesischen Investoren überwältigt werden. "Vor nur dreißig Jahren", schreibt er, "traf man den Ausdruck 'Made in China' nur wirklich selten auf Tischtennisbällen und Füllern an. Heutzutage kennen wir nichts anderes mehr." Seiner Meinung nach lässt sich der jüngste Erfolg des chinesischen Konsortiums beim Bau einer polnischen Autobahn von Łódź nach Warschau ganz einfach durch die niedrigen Kosten erklären. "Wenn die Europäer sich daran stören, dann sollten sie besser mit vergleichbaren Angeboten kommen."

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Für den Korrespondenten des Daily Telegraph in China, Peter Foster, ist genau das aber höchst unwahrscheinlich. Vom chinesischen Standpunkt aus gesehen ist "die Einheit Europas immer mehr gespalten und geschwächt, somit nicht im Stande, einstimmig zu verhandeln, und wird in Windeseile von dem aufkeimenden USA-China-Duett überschattet werden". Spannungen mit der EU beim Thema Menschenrechte und protektionistische Angelegenheiten haben China dazu getrieben, sich "auf Verhandlungen und Deals mit den einzelnen Ländern zu konzentrieren. Beispielsweise schuf man einen strategischen Wirtschaftsdialog mit Großbritannien, welches nun einen Status besitzt, den sich Frankreich und Deutschland nur wünschen würden." Die Ratifizierung des Vertrages von Lissabon und die damit verbundene "Ernennung eines europäischen Präsidenten und die Schaffung einer Vertretung für alle auswärtigen Angelegenheiten" könnte Europa aber wohl davor bewahren, sich ganz am Rande der Aufmerksamkeit und der Verhandlungen wiederzufinden. Zu dem USA-China-G2-Gipfel könnte Europa dann als "entscheidende dritte Partei hinzutreten, um gemeinsam eine neue multipolare Welt zu formen".

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