Bestehende und im Bau befindliche Pipelines durch die Türkei. © Presseurop

Alle Pipelines führen nach Ceyhan

Um sich aus ihrer Energieabhängigkeit von Russland zu befreien, braucht Europa die Türkei. Hier werden alle zukünftigen Transportwege für Öl und Gas zusammenlaufen. Aus diesem Grund glaubt die Zeit, wird die EU Ankara nicht mehr lange die Tür verschließen können.

Veröffentlicht am 30 September 2009 um 13:29
Bestehende und im Bau befindliche Pipelines durch die Türkei. © Presseurop

Michael Thumanns Artikel ist ein Protokoll der Evolution eines Landes, das vom prekären "Beitrittskandidat am östlichen Rand der EU" und fernen "Nato-Außenposten" zum Knotenpunkt für die Zukunft Europas wurde. Der Autor zählt in seinem Zeit-Artikel sieben Pipelines auf; ob von Ost nach West, von Nord nach Süd, oder Süd nach Nord, ob Öl- oder Gaspipeline. Die berühmteste aus letzterer Gruppe heißt Nabucco, "das ist der Versuch von Europäern und Türken, Erdgas in die EU zu transportieren, ohne dass die Gasgroßmacht Russland darüber bestimmt. Deshalb haben der Kreml und der Energieriese Gasprom das Projekt stets für irrsinnig erklärt." Es geht um russisches Sperrfeuer und ein Defilee europäischer Regierende und zentralasiatischer Herrscher in Istanbul. Die Türkei verhandelt mit allen, auch mit Russland, schließt Verträge, sichert Gaslieferungen. "All diese Röhren zusammen genommen werden das Gewicht der Türkei gegenüber Europa verändern. Randstaat? Ungeliebter Beitrittskandidat?" – Die EU wird gegenüber der Türkei ihren Ton ändern. Zum Originalartikel in der Zeit...

EU-BEITRITT

Deutschland: Mehr denn je gegen die Türkei?

Ist die Türkei der eigentliche Verlierer der deutschen Bundestagswahlen, die zu einer Koalition von CDU und FDP führten? Der Daily Telegraph unterstreicht, dass beide Parteien sich gegen einen EU-Beitritt der Türkei ausgesprochen haben. Angela Merkel, die aus kulturellen Gründen einen Beitritt der 71 Millionen mehrheitlich muslimischen Türken ablehnt, hat ihren türkischen Kollegen Recep Tayyib Erdogan vorgewarnt: "Die deutsche Außenpolitik wird neu definiert". Der wahrscheinliche zukünftige Außenminister, der liberale Guido Westerwelle, hatte schon in der Vergangenheit erklärt, "dass die türkische Wirtschaft im Vergleich zum europäischen Durchschnitt viel zu schwach ist, um der EU problemlos beizutreten".

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Die Wiener Die Presse sieht aber in der Türkeifrage einen Zankapfel zwischen Merkel und Westerwelle, da Letzterer auf einen Volksentscheid besteht "aber nicht präzisiert, worüber genau". "Besonders interessant wird es sein, ob und wenn ja, wie die FDP ihre Haltung ändert", bemerkt die Tageszeitung. Ein der FDP nahe stehender Politologe versichert, dass sich die FDP letztlich für einen EU-Beitritt der Türkei aussprechen werde, auch wenn das Frau Merkels Politik nicht gefallen werde.

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