Alle großen welthistorischen Ereignisse werden zweimal erzählt: einmal als Heldengeschichte, das andere Mal als Witz. Vor 20 Jahren verhöhnte ein westdeutsches Satiremagazin die ostdeutsche Revolution in Gestalt von Zonen-Gaby, die freudig eine geschälte Gurke als ihre erste Banane präsentierte. Damals schuf die Titanic eine antiheroische Ikone, obwohl noch gar keine Heroisierung stattgefunden hatte, und begründete so das Genre des Wendewitzes.
Er war eine Abwehrreaktion auf die nationale Mythisierung, die sich im Spätherbst 1989 fahnenschwenkend anzukündigen schien. Er war aber auch ein Bannfluch gegen das Unberechenbare des Umbruchs, gegen die Angst vor einer gemeinsamen Zukunft.
Heute ist er als anarchische Form des kollektiven Erinnerns Trost und Kompensation für die namenlosen Helden der Straße, die nicht einzeln gerühmt wurden. "Wann wäre die Wiedervereinigung gewesen, wenn es die Wende nicht gegeben hätte? Im Jahr 2014. Dann wäre die DDR 65 geworden und hätte rübergedurft."
Wir leben in ironischen, in heldenskeptischen Zeiten. Denn wir haben den Heldenmut fürchten gelernt als Begleiterscheinung von Krieg und Diktatur. Unglücklich das Land, das Heldenstädte nötig hat! Bisher wurde die sogenannte Wende am liebsten als Mauerfall gefeiert, als sektseliges Mirakel, das wie ein Geschenk von oben schicksalhaft über das geteilte Berlin kam. Zum Originalartikel in der Zeit...