Der Franzose macht Liebhabern von banalen Monologen einen Strich durch die Rechnung: Fruchtig-frisch in Ton und Form erwidert er seinem Gegenüber "Et moi j’ai mangé une pomme ce matin" ("Und ich habe heute Morgen einen Apfel gegessen") und macht dem Vielquatscher damit kurzen Prozess. Die Deutschen hingegen bleiben in diesem Kontext ihren kulinarischen Vorlieben treu und entgegnen "Das ist mir wurs(ch)t". In Internetforen heißt es, der Ursprung dieses Ausdrucks gehe auf Bismarck zurück, der während einer gähnend langweiligen Diskussion auf Latein ausgerufen haben soll: "Ich weiß nicht, was mir mehr wurscht wäre" (nescio quid mihi magis farcimentum esset). Wahlweise trifft aber auch ein einfaches "Das ist doch Jacke wie Hose" den Kern der Sache.
Doch der Deutsche ist ebenso fähig, sein Gegenüber in einem intelligenteren Ton und ironisch gewürztem "Das tangiert mich peripher" sprachlich schachmatt zu setzen. Die Franzosen sind da eher weniger verkopft. Früher sagte man im Fall eines sprachlichen Wasserfalles gern "Ça ne lui rendra pas la jambe bien faite" ("Das wird ihm das Bein auch nicht schöner machen") und verwies damit auf die Hahnenfüße, die ein Symbol für Hochmut darstellten. Heute sind die Franzosen um einiges direkter und haben den Ausdruck auf "Ça me fait une belle jambe" ("Macht ein schönes Bein") verkürzt. Und wenn die nicht aussetzen wollende Stimme des Gesprächspartners einem wirklich den letzten Nerv raubt, wissen die Polen mit einem gekonnten "wisi mi to" ("Das hängt mir…") zu kontern.
So zivilisiert bleibt Europa schlussendlich dann doch nicht: Wenn einem jemand das Ohr abkaut, kann in Europa auch schon mal vulgär reagiert werden. Die Franzosen "s’en branlent" (branler = "wichsen"), dem Deutschen geht die Endlos-Konversation schlicht und einfach "am Arsch vorbei". Auch die Polen haben den "Hintern gestrichen voll" ("mam to w dupie") und "pinkeln drauf" ("olewam to oder leję na to").
Und die Engländer? Die geben keinen "Shit" ("I dont give a shit!") oder zitieren "Rattenärsche" ("I couldn’t give a rats ass"), um der Langeweile den Garaus zu machen. Es hängt also ganz von Ihnen ab, ob Sie es, je nach Penetranz des Schwaflers, auf die elegante oder direkte Art mögen. Aber Vorsicht: der nicht immer perplexe Schwätzer aus England könnte schlagfertig ein "I couldn't give a hoot" ("Darauf kann ich Dir nicht mal Gejohle erwidern") zurückwerfen!
von Caroline Venaille
Übersetzung von Katharina Kloss