Ideen Wer hat Angst vor Deutschland / 3

Wir Technokraten mit Goethe unterm Arm

Was Deutschlands Führung in der EU bedeutet, ist nicht so ganz klar – am wenigsten den Deutschen selbst. Ein Spiegel-Kolumnist sucht die Antwort in zwei Büchern zwischen der verlorenen Seele und dem Genius des Landes.

Veröffentlicht am 23 November 2011 um 16:28

In der vergangenen Woche hat Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen. Ups. Habe ich da was ausgeplaudert? Natürlich nicht mit Waffen und auch nicht die Deutschen von damals. Gewonnen haben wir guten neuen Deutschen mit Milliarden.

Die alte EU gibt es nicht mehr. Die, von der sie uns in der Schule und in den Leitartikeln erzählt haben. Die, die Cappuccino für alle versprach und freie Sicht aufs Mittelmeer für deutsche Rentner. Die, die Deutschland einbinden sollte oder bändigen oder was weiß ich, deswegen jedenfalls hielten Helmut Kohl und François Mitterrand ab und zu Händchen und alle anderen schauten zu.

Was es jetzt gibt, ist der gute Deutsche. Das sagen jedenfalls die Schweizer, mit denen ich gesprochen habe. Sie wollen wissen, wie er sich fühlt, was er denkt, was er will, der gute Deutsche, der den anderen ihr Staatsversagen bezahlt, den Griechen, den Portugiesen, vielleicht bald auch den Italienern. “Und dann Frankreich”, titelte Le Monde. Wer kann da noch von einem Tandem Merkel-Sarkozy sprechen?

Deutschland ist dort angekommen, wo es nie sein sollte - und die Deutschen haben es noch gar nicht gemerkt. Es ist ein wenig wie mit dem Krieg in Afghanistan: Solange man das Wort Krieg nicht verwenden durfte, konnte man den Krieg auch nicht denken. Jetzt reden alle über Zahlen und Rettungsschirme etc., nur um nicht über das zu reden, was passiert ist: Europa ist von Deutschland abhängig, von Deutschland allein. Lesen Sie den ganzen Artikel auf Spiegel Online...

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