Opinion, ideas, initiatives Wer hat Angst vor Deutschland (4)

Merkels Nein ruiniert die EU

Allein gegen alle sagt die Kanzlerin Nein zu einer stützenden Rolle der EZB und der Schaffung gemeinsamer Euro-Anleihen. Auch in Deutschland warnen immer mehr Experten, dass ihr Festhalten an Disziplin und Gehorsam die Eurozone ins Chaos stürzt.

Veröffentlicht am 24 November 2011 um 16:43
"!??! Zu Befehl, Madame".

Zuckerbrot und Peitsche. So lassen sich die Vorschläge der EU-Kommission zur Lösung der Schuldenkrise zusammenfassen. Das Zuckerbrot sind gemeinsame Anleihen mit gleichen Zinsen für alle Euroländer - sogenannte Eurobonds: eine Haftungsgemeinschaft also. Die Peitsche sind schärfere Kontrollen und härtere Strafen für Schuldensünder. Mit diesem Programm, sollte man meinen, kann Kommissionschef Barroso auch bei Merkel in Berlin punkten.

Doch weit gefehlt. Obwohl die Eurobonds eigens in Stabilitätsbonds umbenannt wurden und obwohl das süße Zuckerbrot erst dann gereicht werden soll, wenn die bittere Medizin der Austeritätsprogramme geschluckt wurde, kommt aus Berlin wieder nur ein dumpfes Nein. Schon die Debatte über Eurobonds sei "unpassend", befand Merkel. Dabei hat sie die Machbarkeitsstudie selbst in Auftrag gegeben. Und die Debatte kommt genau zur rechten Zeit. Mittlerweile attackieren die Märkte nämlich nicht nur überschuldete Staaten, sondern auch Länder wie Österreich oder die Niederlande. Diese wichtigen Partner zu schützen ist auch im Interesse Deutschlands.

Doch für Merkel zählen nur Disziplin und Gehorsam. Dass immer mehr Ökonomen davon überzeugt sind, dass sich die Krise nur mit beidem - gemeinsamen Anleihen und Stützungskäufen durch die EZB - bewältigen lässt, scheint die eiserne Kanzlerin zu ignorieren. Lesen Sie den ganzen Artikel in der Tageszeitung

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Erster Fehlschlag für Berlin

"Deutschland bleibt auf seien Staatsanleihen sitzen", titelt Die Welt. Gestern fand eine Neuemission deutscher Staatsanleihen an den Finanzmärkten wenige Abnehmer. Die Tageszeitung erklärt, das Land sehe sich mit einem Problem konfrontiert, dass seine europäischen Partner nicht kennen: Die Zinsen auf die deutschen Staatsanleihen liegen unter zwei Prozent (1,98%) – viel zu wenig für die Anleger. Dementsprechend konnte Deutschland nur ein Drittel seiner Anleihen zum angekündigten Preis verkaufen. Manche Experten sprechen von einem "völligen Desaster", andere meinen wiederum, das Ganze sei nur vorübergehend und stelle die Refinanzierungskapazität Berlins an den Märkten nicht in Frage.

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