AKW Doel bei Antwerpen, einer der alten Meiler, die die Regierung nicht vom Netz nehmen will. Foto: Kris Taeleman/Flickr

Tief über der Kernkraft

Belgien und die zukünftige deutsche Regierung wollen die Laufzeiten ihrer alten Kernkraftwerke verlängern. Trotz aller Zweifel an ihrer Sicherheit. Denn, wie Europas größte Atombaustelle im finnischen Olkiluoto zeigt, bleibt der Bau von AKWs auch heute eine gefährliche Angelegenheit.

Veröffentlicht am 21 Oktober 2009 um 13:33
AKW Doel bei Antwerpen, einer der alten Meiler, die die Regierung nicht vom Netz nehmen will. Foto: Kris Taeleman/Flickr

Noch einen letzten Wunsch äußerten die Manager der finnischen Stromfirma TVO, bevor sie bei Siemens und dem Nuklearkonzern Areva das größte Kernkraftwerk der Welt bestellten: Der Meiler sollte doch bitte möglichst einen ochsenblutroten und weißen Anstrich bekommen. Genauso sehen die niedlichen Sommerhäuser an der Küste Westfinnlands aus.

Das immerhin haben die beiden Konzerne hingekriegt: Derzeit befestigen Arbeiter eine farbige Verkleidung an der Turbinenhalle. Ansonsten aber läuft nicht viel nach Plan auf Europas größter Atombaustelle.

Auftraggeber und Herstellerfirmen sind heillos zerstritten, sie kämpfen vor einem Schiedsgericht um Milliarden. Die Kosten explodieren, die Fertigstellung verzögert sich um Jahre. Vor allem aber werfen Kritiker dem Konsortium vor, gefährlich zu pfuschen. Beton sei porös, Stahl sei rissig, und manche Konstruktionsprinzipien seien so gewagt, dass es die Experten von der finnischen Atomaufsicht schaudern lasse. Weiter zum Originalartikel aus dem Spiegel...

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Führender Umweltschützer befürwortet Atomkraft

In Großbritannien ist man über den letzten Blog-Eintragim Guardian vom tonangebenden Umweltschützer und Autoren George Monbiot entsetzt. Der Blog beginnt mit folgenden Worten: "Kernenergie kann mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sicher und sauber produziert werden. Es besteht auch kaum Zweifel daran, dass dies je der Fall war. Der Unterschied zwischen der Tatsache, wie die Dinge sind und wie sie sein sollten, droht die Umweltbewegung von Grund auf zu entzweien." Monbiot versichert, dass Atomenergie trotz ihres geringen CO2-Ausstoßes bei Umweltschützern wegen der Schrecken von Atomwaffen und Unfällen wie Tschernobyl und Three Mile Island ein rotes Tuch ist. Die "wichtigeren Aussichten eines Klimakollapses" sollten ihm zufolge allerdings etwaige Vorbehalte verdrängen. Umweltverschmutzung durch Atommüll gäbe es nur, weil die zwangsläufig kostspieligen Verfahren zur sauberen Entsorgung bis jetzt noch nicht angewendet wurden. Atommüllentsorgung "in einem geologisch stabilen Felsgebilde" sei absolut machbar, obwohl "die Versuchung, den einfachsten Weg zu nehmen sich häufig als zu verlockend erweist." Daher "würde ich Atomenergie Kohle vorziehen und nehme lieber Atommüll-Versenkung in Kauf, als einen Klimakollaps herbeizuführen", lautet sein Fazit.

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