Die Schweinerei mit der Grippe

Ob schweinisch oder mexikanisch, sie ist in aller Munde. Cafebabel.com frischt diese Woche H1N1-positive europäische Redensarten auf.

Veröffentlicht am 30 Oktober 2009 um 17:56

Von früh bis spät, von Kanada bis Hongkong: die Grippe ist zurzeit omnipräsent. Das (Un)wort hat die politische, mediale und wissenschaftliche Welt längst erreicht. Die Engländer nennen das Grippevirus ganz einfach "flu". Ursprünglich geht dieses Wort auf das Jahr 1743 zurück, als die erste Epidemie dieser Form auftauchte. Wenn England eine Grippewelle erreichte, "fielen die Leute wie die Fliegen" (drop like flies) und verzeichneten Schwächeanfälle (come down with flu - mit der Grippe hinfallen).

"Flu" stammt ursprünglich vom italienischen "influenza di freddo" (Kälteinfluenza) ab, das seine saisonale Prägung hervorhebt. Auch das lateinische 'influere' kann hier weiterhelfen, denn es bedeutet in etwa soviel wie "sich einschleichen". In Frankreich kann man jemanden auch "per Grippe nehmen" (prendre en grippe), was in etwa soviel heißt, ihm die Grippe an den Hals zu wünschen. Schon im Altfranzösischen bezeichnete man mit dem Wort grippe einen Raub oder Streit.

Im Deutschen ist die Grippe mit dem Verb "greifen" verwandt - da liegt das "um sich greifen" einer Pandemie sehr nahe. Schlussendlich holt man sich nicht die Grippe, sondern ganz im Gegenteil: die Grippe holt uns. In diesem Sinne sagen auch die Polen, dass "die Grippe sie eingeholt" habe (złapała mnie grypa).

Aber zurück zu den Schweinen. Im Polnischen bedeutet "Swiński" nicht nur "Schwein", sondern steht auch für einen etwas "unkoscheren Witz". Die Schweinezüchter haben es weltweit außerdem gar nicht gern, dass schlecht über ihr Produkt gesprochen wird. International soll jetzt nur noch von der A-Grippe die Rede sein. Schwein gehabt.

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Pierre-Anthony Canovas

Übersetzung: Katharina Kloss (cafebabel.com)

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