Zonis, so nannten die Westberliner die Menschen hinter der Mauer - auf der Ostseite, obwohl eigentlich die Westberliner die 'Umzingelten' waren. Zwischen ihnen auch der Todesstreifen, der Westberlin von der ehemaligen DDR trennte und in dem man - der Name bezeugt es - sein Leben riskierte. An besagtem 9. November befanden sich die Berliner plötzlich nicht mehr am Fuße der Mauer (au pied du mur), wie die Franzosen für Menschen in Zwangslagen zu sagen pflegen. Außer Frage, jetzt noch die Mauer zu machen (faire le mur), also auf gut Französisch 'abzuhauen'. Und Schluss auch mit den Sackgassen-Diskussionen muro contro muro, bei denen keiner von seiner Position abrücken wollte. Lottare contro un muro di gomma: Der Kalte Krieg zwischen Ost und West war wie der Kampf gegen eine Gummimauer, so die Italiener - aussichtslos!
Wenn man sich das Leben eines Deutschen vor '89 vorstellt, kam die Kommunikation mit dem Westen damals wahrscheinlich der französischen Wendung parler à un mur [auch auf Italienisch: parlare con un muro], 'mit einer Mauer sprechen', gleich. Vielleicht ging es auch wie im Polnischen zu, wenn Menschen Erbsen gegen eine Mauer warfen, um gehört zu werden, jedoch niemand diese wahrnahm (jak grochem o ścianę). Die einzige Antwort war eine Mauer des Schweigens: It’s like talking to a brick wall, also nutzlos: Da könne man sich ja gleich, suggeriert der Engländer, mit Ziegelsteinen unterhalten.
Aber between you, me and these four walls ('zwischen Dir, mir und diesen vier Wänden'), konnte wohl doch die eine oder andere Information den Stacheldraht überwinden. Selbst wenn Wände Ohren haben (les murs ont des oreilles, walls have ears, ściany mają uszy), gab es 1989 keinen Grund mehr, das Mauerblümchen zu spielen.
An diesem Tag musste die Mauer fallen oder man wäre die Wände hoch gegangen (going up a wall). Von Frankreich bis nach Polen war die Zeit gekommen, gemeinsame 'Mauer' und Sache - frei nach den Italienern fare muro - zu machen!
von Jane Mery
Übersetzung: Katharina Kloss (cafebabel.com)