Dänemark, kleiner Präsident mit großen Aufgaben

Mitten in der Schuldenkrise übernimmt ein kleines Land, das nicht Mitglied der Eurozone ist, für sechs Monate die rotierende Ratspräsidentschaft der Europäischen Union. Kopenhagen sollte die Gelegenheit nutzen, eine Vermittlerrolle in der zerrissenen Gemeinschaft einzunehmen, meint die Tageszeitung Politiken.

Veröffentlicht am 2 Januar 2012 um 15:34

Mit Beginn des neuen Jahres übernimmt Dänemark die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union. Das kleine Land mit neuer Regierung steht vor der Herausforderung, die Gemeinschaft durch eine der schlimmsten Krisen zu führen. Man sollte aber eine erfreuliche und doch fast unglaubliche Tatsache nicht vergessen: nach Jahrhunderten des Krieges und der Konflikte hat Europa nun einen Weg gefunden, miteinander zu kooperieren.

Europa ist friedlich, kooperativ und großzügig geworden und das nur ein halbes Jahrhundert nach dem letzten, so vernichtenden Krieg für diesen Kontinent. Wir leben in einem neuen Europa, welches Dänemark in den nächsten sechs Monaten besonders beeinflussen und verteidigen kann. Die Präsidentschaft soll auch beweisen, dass die 27 Länder sich immer noch in vielen politischen und praktischen Punkten einig werden können und müssen, trotz der schweren Krise.

Aus drei mach wieder eins

Wir müssen aber auch darum kämpfen, dass sich der Kern der europäischen Zusammenarbeit nicht auf kurzfristige, pragmatische Lösungen beschränkt. In den letzten Monaten haben die 17 Länder der Eurozone versucht, die grundlegende Krise der Staatsschulden und der Einheitswährung zu lösen, allerdings beunruhigend weit vom Kern der europäischen Zusammenarbeit entfernt. Das Risiko der Teilung bleibt bestehen und wurde durch die Ablehnung der Stabilitätsunion seitens Großbritanniens noch verstärkt. Die EU ist nun in drei Lager geteilt: die 17 Länder der Eurozone, neun andere (darunter Dänemark), die der Währungsunion beitreten wollen, und Großbritannien, im Konflikt mit den anderen Mitgliedern.

Will die dänische Ratspräsidentschaft erfolgreich sein, darf die EU nicht weiter auseinanderbrechen. Dänemark steht vor der Aufgabe, die Verhandlungen über die großen Hauptprobleme der Gemeinschaft aufrechterhalten. Und das Land hat bereits Erfahrungen in der EU-Ratspräsidentschaft [Kopenhagen übernimmt diese Aufgabe zum siebten Mal]. Dass wir nicht zur Eurozone gehören, könnte aber die Vermittlerrolle erleichtern. Der Erhalt der europäischen Gemeinschaft ist wichtiger als Wirtschaft und Währung: es geht um Frieden, Freiheit und europäische Werte. In den nächsten Monaten hat Dänemark die Möglichkeit, dafür zu kämpfen. Wir sollten diese Chance nutzen. (m-z)

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