Nachrichten Bulgarische Einwanderer

Der Alptraum vom Job in Deutschland

Mit dem Versprechen von Arbeit und Einkommen werden immer mehr Bulgaren nach Deutschland gelockt. Dort aber erwarten sie Dumping-Löhne und illegale Unterkünfte. Frankfurt ist zum Zentrum der sogenannten „Bulgarenindustrie“ geworden.

Veröffentlicht am 25 April 2012 um 10:09

Vielleicht war es das Auto. Schon Wochen stand es da, das einzige mit bulgarischem Kennzeichen in der ganzen Nachbarschaft, ein gut zwanzig Jahre altes Modell mit Roststellen an der Motorhaube. Und es waren die Schilder am Briefkasten mit immer anderen Namen, welche die Anwohner der Straße irgendwann misstrauisch werden ließen.

Das Haus steht im gutbürgerlichen Stadtteil Sachsenhausen im Süden Frankfurts. Die Haustür steht offen. Abgestandene Heizungsluft dringt durch die Wohnungstür bis ins Treppenhaus. Inmitten dieses Muffs sitzt Familie Petrova (Name geändert) auf Matratzen vor einem kleinen Tisch in einem Raum, in dem als Erstes der riesige Schimmelfleck in der Ecke auffällt.

Vor etwa drei Wochen hat die Familie ihren Hausstand in einem Dorf nahe der bulgarischen Stadt Varna aufgelöst. Vater, Mutter und die drei Kinder haben sich in ihr Auto gesetzt und sind fast die ganze Nacht durchgefahren. Irgendwann, da waren die Petrovas noch in Bulgarien, habe sie ein Mann angerufen und gesagt, er habe für sie Wohnung und Arbeit, wenn sie nach Frankfurt kämen.


Griechen in Deutschland

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Sich selbst überlassen

Der Spiegel folgt der Spur einer jungen Griechen, die nach der Athener Arbeitslosigkeit ihr Glück in Berlin versucht. Hilfe findet sie erstmal bei der griechischen Gemeinde vor Ort. Aber die Griechen, in selber in den Sechzigern um ihre Rechte kämpfen mussten, können die Integration nicht an Staates Stelle übernehmen. Wie vielen anderen Einwanderern gelingt es der jungen Frau nicht, in der deutschen Gesellschaft Fuß zu fassen, berichtet der Spiegel.

Hilfe vom deutschen Staat können die Neuankömmlinge nicht erwarten. Zwar beschwört Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Euro-Krise gern die „europäische Solidarität“ [...] den griechischen Krisenflüchtlingen aber steht sie nicht bei. Ende Februar hat das Arbeitsministerium eine Direktive erlassen, die EU-Bürgern den Bezug von Hartz IV erschwert. Sie soll mittellose Einwanderer aus Südeuropa abschrecken. [...]

Am Beispiel der griechischen Akademiker wird deutlich, wie weit die Bundesrepublik noch entfernt ist von dem modernen Einwanderungsland, das sie gern wäre. Statt sich der neuen Migranten anzunehmen und sich mit deren Integration auseinanderzusetzen. [...] Das Potential gut ausgebildeter ausländischer Fachkräfte wird kaum genutzt. Offiziell tritt die deutsche Politik für ein vereintes Europa ein, für offene Grenzen und den einheitlichen Markt. Die Lasten zu schultern, die sich daraus ergeben, ist sie aber nur bedingt bereit.

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