"Wegen Ferien geschlossen", Schild in Italien (Flickr.com/hugovk)

Vergessen wir das europäische Modell!

Die Krise überwinden und gleichzeitig die sozialen Privilegien der Menschen in der Union bewahren? Pure Illusion, meint der polnische Publizist Marek Magierowski.

Veröffentlicht am 25 Februar 2010 um 15:34
"Wegen Ferien geschlossen", Schild in Italien (Flickr.com/hugovk)

4.048.494 Menschen. Das ist die offizielle Zahl der Arbeitslosen in Spanien diesen Monat. Die Tageszeitung El Mundo veröffentlicht eine Reportage über deren Alltag. Die Telefonistin Teresa Barbera will in die Schweiz oder nach Deutschland auswandern. "Ich bin seit 18 Monaten arbeitslos. Genauso wie mein Lebensgefährte. Wir müssen einen hohen Kredit zurückzahlen. Das ist hart. Wir leben mehr als bescheiden", erzählt die 32-Jährige aus Madrid.

In anderen Ländern Westeuropas ist die Lage ähnlich, vor allem in Griechenland, Portugal oder Großbritannien. Leider sind die Wege, die eingeschlagen werden, um die Wirtschaft wieder gesunden zu lassen, in all diesen Ländern auch systematisch dieselben. Mehr Staat, der in die Wirtschaft eingreift, höhere Steuern und die immergleichen Flüche über die angeblich "wahren" Schuldigen der Krise, die geldgierigen Banker und Spekulanten. Und Gott bewahre uns vor jedem, der es wagen würde, die Privilegien der einen oder anderen sozialen Gruppe in Frage zu stellen. Es würde einen Mini-Bürgerkrieg hervorrufen mit Streiks, Pflastersteinhagel und Wasserwerfern.

Wird Europa mit China konkurrieren?

Der Alte Kontinent steckt in einer Sackgasse. Seit Jahren gewinnen die Politiker Europas ihre Wahlen mit Versprechungen von Arbeitsplätzen, höheren Einkommen, Wohnungen für alle, langen Urlaubszeiten und einem glücklicheren Leben ohne jedes Risiko. Bei einer seiner ersten Reden erklärte der Präsident des Europäischen Rats, Herman van Rompuy, dass die Union auf alle Fälle das Lebensniveau der Europäer sichern müsse. Als ob er nicht wüsste, dass dies für Europa der kürzeste Weg in die wirtschaftliche Katastrophe bedeutet.

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Das europäische Modell, das sind auch die Hälfte der Einkommen, die in Steuerabgaben fließen, die 35-Stunden-Woche und ein Schuldenberg höher als das BIP. Das europäische Modell ist ein Loblied an die Faulheit und die Schmähung des Kapitalismus. Und auch noch die weitverbreitete Überzeugung, dass der Staat in schwierigen Zeiten uns immer aus dem Schlamassel holt. Und so gedenkt Europa mit China zu rivalisieren? Ein Scherz!

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