Es lebe die Republik. Die norwegische Königsfamilie.

Das Vermögen der Gekrönten

Obwohl die europäischen Königsfamilien jedes Jahr höhere Apanagen aus Steuergeldern erhalten, bleibt das Geheimnis um die Höhe ihrer Vermögen gut gehütet. Die durch die neuesten Enthüllungen über das Vermögen des belgischen Königs entstandene Kontroverse weckt neues Interesse an der Frage der königlichen Finanzen, schreibt die Rzeczpospolita.

Veröffentlicht am 31 März 2010 um 12:47
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"Jedes Jahr beschäftige ich mich mit den Königshäusern von acht Ländern: Großbritannien, den Niederlanden, Dänemark, Belgien, Spanien, Schweden, Luxemburg und Norwegen. Und jedes Jahr erhalten sie etwas mehr Geld aus der Staatskasse", versichert Herman Matthijs von der Freien Universität Brüssel. Seine neuesten Untersuchungenergeben, dass die britische Monarchie mit rund 49 Millionen Euro Apanage pro Jahr die Teuerste ist. Den zweiten Platz belegt die Königsfamilie der Niederlande mit einer Summe von 40 Millionen Euro. Die Royals von Spanien und Luxemburg geben sich dagegen mit rund neun Millionen Euro zufrieden.

Einige Beobachter meinen, dass die Königshäuser ohne öffentliche Gelder die Kosten für Sicherheit, Unterhaltung der Paläste und Auslandsreisen nicht übernehmen könnten. Aber ist das wirklich so? Man weiß es nicht, denn das Geheimnis um das Vermögen der Monarchen ist gut gehütet. Keiner von ihnen will seine Vermögenslage offen legen und nur die britischen und niederländischen Royals lassen eine Transparenz in der Verwaltung der von der Staatskasse erhaltenen Gelder zu, erklärt Herman Matthijs.

Koloniale Reichtümer des belgischen Königs? - "Pure Fantasie"

Das kürzlich veröffentlichte Buch Het verloren geld van de Coburgs, [Das verlorene Geld der Coburg] enthüllt, dass das königliche belgische Vermögen hundertmal höher sei, als offiziell bekannt und löste damit Empörung aus. Der Sprecher König Alberts II. hatte sich nur einmal 2007 zu den Besitztümern der Königsfamilie geäußert und erklärt, dass der Grossteil des Vermögens aus einem Anwesen in Südfrankreich und 12 Millionen Euro bestehe. Der Autor des umstrittenen Buches Thierry Debels behauptet dagegen, dass der König auch Aktien im Wert von rund einer Milliarde Euro und Reichtümer besäße, die seine Vorfahren aus dem Kongo, einer ehemaligen belgischen Kolonie, geraubt hätten. Diese Enthüllungen seinen "pure Fantasie", erwidert der Sprecher des Hofes.

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Nach inoffiziellen Angaben erfreuen sich die meisten europäischen Monarchien einer exzellenten finanziellen Situation. Die luxemburgische Familie besäße demnach rund fünf Milliarden Euro, hauptsächlich in Immobilien. Die niederländischen Royals mit Königin Beatrix, die früher ein Viertel der Anteile des niederländischen Ölkonzerns Royal Dutch / Shell hielten, schwömmen förmlich im Geld.

England - die sparsame Queen

Der mit dem englischen Königshaus verwandte König Harald V. von Norwegen besitzt zahlreiche Anwesen in Großbritannien und hat schlicht und ergreifend ein beeindruckendes Vermögen geerbt. Zum Krösus zählt auch Königin Elizabeth II., deren Vermögen auf 500 Millionen Euro geschätzt wird. Ein normaler Bürger betrachtet die Königin sicher als reich, aber alle Paläste und Liegenschaften, mit Ausnahme von zwei Anwesen in Schottland und in der Grafschaft Norfolk, gehören dem Staat. Dies gilt auch für den Schmuck der Königin. Das Geld reicht nicht einmal für die Renovierung des Buckingham Palace, der langsam zu einer Ruine zerfällt und zu einer Gefahr für vorübergehende Passanten wird. Prinzessin Anne wurde fast von herunterstürzenden Steinen getroffen, vertraute Judy Wade, die Expertin der Königsfamilie der Zeitung Hello!, der Rzeczpospolita an.

Judy Wade unterstreicht auch, dass die englische Königin genau wisse, dass sie auf Kosten der Steuerzahler lebe, und dass sie daher sehr sparsam sei. Einige bezeichnen sie gar als geizig. "Sie wirft keine Kleidung weg. Die von den Kindern getragenen Sachen werden an die Enkelkinder weitergegeben. Als Prinz Charles einmal seine Hundeleine bei einem Spaziergang verlor, zwang ihn die Königin, sie in den Gärten des Palastes zu suchen." Aber sie habe auch an der Börse spekuliert und sicher mit der Krise viel verloren, kommentiert Judy Wade. Nach Meinung der Experten haben alle königlichen Vermögen und vor allem die Immobilien durch die Krise an Wert verloren. Den wahrscheinlich weiteren finanziellen Einbußen der Royals stehen die unverändert hohen Unterhaltungskosten der königlichen Besitztümer gegenüber. Vor einigen Monaten schockierte die Schweden die Nachricht, dass König Karl Gustav XVI. jährlich 190.000 Euro von den europäischen Agrar-Subventionen abgezweigt hatte, um seine Kasse zu füllen – Subventionen, die auch Elizabeth II. erhält. (mz)

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