Die Athener Börse, am 7. April 2010

Spekulanten bedrohen Athens Sanierungsmaßnahmen

Die Spekulationsbewegungen der letzten Tage gefährden Griechenlands Chancen bei der Sanierung seiner Staatsfinanzen. Indem sie das Vertrauen der Kreditgeber untergraben, erschweren die Spekulanten die Umsetzung des Rettungsplans, der Ende März von den Staaten der Eurozone angenommen wurde, und setzen Athen erneut unter Druck.

Veröffentlicht am 9 April 2010 um 15:33
Die Athener Börse, am 7. April 2010

"Die Märkte spekulieren wieder und setzen auf ein bankrottes Griechenlands", beanstandet die Eleftherotypia: "Das Resultat: Panik bei den Börsenkursen. Der Zinssatz für die Anleihen des Landes stieg am 8. April über 7%, während Deutschland zu 3% Anleihen aufnimmt. Die meisten europäischen Börsen schlossen mit Verlusten und die Voraussagen sind alles andere als ermutigend. Nur durch die beruhigenden Erklärungen Jean-Claude Trichets, des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, konnte das Schlimmste verhindert werden." Für die griechische Tageszeitung handelte es sich um einen "schwarzen Donnerstag", der "die Gefahr einer Fortsetzung läuft", denn "die Spekulanten 'spielen' mit der griechischen Staatsschuld, indem sie Gerüchte über den Mangel an Struktur des europäischen Rettungsplans für Griechenland in Umlauf setzen". Für Il Sole 24 Oreliegen die Schwächen dieses Plans, der Ende März von den Mitgliedern der Eurozone angenommen wurde, insbesondere in der "Intransparenz bezüglich seiner Umsetzung" und in den "mangelnden Sanktionen gegenüber Spekulanten". In Wirklichkeit, so betont die italienische Wirtschaftszeitung, begannen die Spekulationsbewegungen wieder von neuem, denn "nachdem monatelang über außerordentliche Maßnahmen geredet wurde, um sie zu begrenzen", wurde letztendlich nichts getan.

Obwohl der Plan intransparent und wackelig ist, "dürfte Griechenland trotz gegenteiliger Erklärungen der Regierung gezwungen sein, ihn in Anspruch zu nehmen, so beunruhigend bleibt die Wirtschaftslage", betont die Eleftherotypia. Durch die Anwesenheit von zwei IWF-Teams in Athen wird auch erneut die Möglichkeit erwogen, sich an die amerikanische Institution zu wenden, was "die griechische Öffentlichkeit nicht beruhigt". Die Financial Times bemerkt hierzu auch, dass "es der griechischen Regierung schwer fällt, die öffentliche Meinung vom Ausmaß der Probleme des Landes sowie der nötigen internen Neuausrichtungen zu überzeugen. Dementsprechend kann Griechenland seinen Kreditgebern nicht die genügenden Garantien liefern, (…) was das Zögern der außerordentlichen Kapitalgeber, wie Deutschland, noch verstärkt."

Die britische Wirtschaftstageszeitung drückt es so aus: "Die Hauptfragen in dieser komplexen Angelegenheit lassen sich ganz einfach zusammenfassen: Die Lösung von Griechenlands Problemen wird dadurch untergraben, dass die wesentlichen Akteure unfähig sind, sich auf glaubwürdige Weise zu dem nötigen, hohen Niveau an Koordination und Vertrauen zu verpflichten. (...) Es ist ein klassisches Koordinationsversagen in der Spieltheorie: Wer als erster reagiert, steht danach schlechter da." Daher dieser Lähmungszustand, aus dem die Spekulanten Profit schlagen.

Während Die Presse den Domino-Effekt erwähnt, den die Griechenland-Krise einerseits auf die Balkanländer, in welchen griechische Banken und Investoren sehr präsent sind und bedeutende Wachstumsmotoren darstellen, und andererseits auf die Einführung des Euro in Rumänien und Bulgarien haben könnte, spricht die Süddeutsche Zeitung von den eventuellen positiven Konsequenzen der Krise für Deutschland: Die Unterstützung Griechenlands könnte Berlin zwar dieses Jahr 5,4 Milliarden Euro kosten, doch mit der Stabilisierung der Lage dürfte das Land seine Schulden zu einem Zinssatz von ca. 2% zurückzahlen, was für Deutschland einen Gewinn von über 200 Millionen Euro bedeuten würde.

Das Beste vom europäischen Journalismus jeden Donnerstag in Ihrem Posteingang!
Tags
Interessiert an diesem Artikel? Wir sind sehr erfreut! Es ist frei zugänglich, weil wir glauben, dass das Recht auf freie und unabhängige Information für die Demokratie unentbehrlich ist. Allerdings gibt es für dieses Recht keine Garantie für die Ewigkeit. Und Unabhängigkeit hat ihren Preis. Wir brauchen Ihre Unterstützung, um weiterhin unabhängige und mehrsprachige Nachrichten für alle Europäer veröffentlichen zu können. Entdecken Sie unsere drei Abonnementangebote und ihre exklusiven Vorteile und werden Sie noch heute Mitglied unserer Gemeinschaft!

Sie sind ein Medienunternehmen, eine firma oder eine Organisation ... Endecken Sie unsere maßgeschneiderten Redaktions- und Übersetzungsdienste.

Unterstützen Sie den unabhängigen europäischen Journalismus

Die europäische Demokratie braucht unabhängige Medien. Voxeurop braucht Sie. Treten Sie unserer Gemeinschaft bei!

Zum gleichen Thema