Würden Sie gern die frische Brise des Ägäischen Meers auf ihrer eigenen Privatinsel genießen? Wenn Sie Geld haben, dann wäre jetzt der ideale Zeitpunkt, diese Möglichkeit näher in Betracht zu ziehen. Seit der Krise werden doppelt so viele griechische Privatinseln zum Verkauf angeboten.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Staat seine Inseln nicht verkauft. Paradiesische Strände, traumhafter Blick aufs Meer und angenehme Temperaturen das ganze Jahr über sind nur einige der verlockenden Argumente der Inseln, die auf einen Käufer warten.
„Vor der Krise hatten wir immer sechs bis zehn Inseln im Angebot, jetzt haben wir rund zwanzig“, meint Chris Krolow, Geschäftsführer von Private Islands, einem kanadischen Online-Unternehmen, das Inseln in der ganzen Welt verkauft.
Auf der Homepage des Immobilienmaklers werden viele griechische Inseln in einer breiten Preisspanne angeboten, die von 1,5 Millionen (die kleine Insel San Anastasios) bis 150 Millionen Euro (die beeindruckende Insel Patroclos) reicht. Dieses majestätische Eiland ist 260 Hektar groß, liegt in der Nähe von Athen und wird auf der Website als ein Ort „mit langen Sandstränden, reinem Wasser und reichem Fischbestand“ angepriesen.
Harte Händler
Obwohl die Experten versichern, dass die Preise kaum gesunken seien, findet man noch Schnäppchen. „Wir haben Inseln gesehen, die von 4 Millionen auf 2 Millionen Euro herabgesetzt wurden“, versichert Nicola Mugni, Makler bei der Agentur Demeures de Grece. Die Wirtschaftskrise, in deren Folge nun 27,7% der griechischen Bevölkerung unter die Armutsgrenze lebt, ist an den Großgrundbesitzern auch nicht spurlos vorbeigegangen.
Einer der Gründe, die manche Besitzer dazu zwingen, ganze Inseln, große Grundstücke oder luxuriöse Urlaubsvillen billiger zu verkaufen, ist die neue Grundsteuer in Griechenland. „Das Geld der vermögenden Eigentümer ist meistens in anderen Vermögenswerten oder Immobilien angelegt. Die neue Vermögenssteuer, die im Rahmen des griechischen Sparpakets eingeführt wurde, ist sehr hoch. Der Steuersatz ist unterschiedlich, aber wenn man eine herrschaftliche Villa oder eine Insel besitzt, wird das schnell sehr teuer. Für einen erfahrenen Käufer ist es einfach, mit solchen Verkäufern um den Preis zu feilschen“, meint Nicola Mugni.
Stavros Stellas, ein Immobilienmakler, der das Geschäft in der Ägäis gut kennt, weiß aus eigener Erfahrung, dass viele Eigentümer ihre Kredite nicht mehr bedienen können und deshalb ihre Inseln billig verkaufen müssen.
Er selbst war gezwungen, den Preis seines Grundstücks zu senken: „Ich besitze ein 17.000 Quadratmeter großes Grundstück und versuchte es vor einem Jahr, um 1,7 Millionen Euro zu verkaufen. Heute ist der Druck der Banken so stark geworden, dass ich nur mehr 1 Million verlange.“
Nichtsdestotrotz, wenn Sie Geld haben und eine griechische Insel kaufen wollen, müssen Sie unermüdlich suchen, denn beinahe alle Inselbesitzer sind so reich, dass sie nicht an chaotischen Spekulationen teilnehmen müssen. Auch nicht, wenn sie fürchten, dass die Preise sinken, wenn Griechenland aus dem Euro aussteigt: „Der Preis der Luxusimmobilien wird nicht sinken, auch wenn das Land zum Drachmen zurückkehrt und die Währung abgewertet wird“, so Nicola Mugni. Schließlich stehen die Griechen im Ruf, hartnäckige Händler zu sein.
Die sprichwörtliche griechische Bürokratie
Ein weiteres Problem, das mögliche Käufer abschreckt, ist die schon sprichwörtlich gewordene griechische Bürokratie. „Der Kauf einer griechischen Insel ist sehr langwierig, und dann dauert es Jahre, bis man endlich etwas darauf bauen darf“, unterstreicht Chris Krolow.
Trotzdem tummeln sich mehr Schnäppchenjäger denn je auf dem gebeutelten griechischen Immobilienmarkt. „Früher hatten wir Interessenten aus rund 70 Ländern, aber in den letzten zehn Monaten kamen Anfragen von Kunden aus 120 verschiedenen Ländern“, meint Georgios Stroumboulis der Online-Agentur Greek Property Exchange.
„In allen Ländern mit wirtschaftlichen Problemen gibt es viele Käufer, die nach einem guten Geschäft Ausschau halten“, fügt der Makler hinzu. Seit der Finanzkrise ist Griechenland zum Ziel der professionellen Schnäppchenjäger geworden.