"Du gehst mir auf den ..."

"Tu me les brises", "non mi rompere le palle"… Um ihren Ärger zum Ausdruck zu bringen, greifen Franzosen, Italiener und Spanier gerne auf einen Wortschatz zurück, der sich nur knapp unter ihrer Gürtellinie befindet. Kleine Rundschau der virilsten Ausdrücke Europas.

Veröffentlicht am 3 Juli 2009 um 12:41

"Che palle!", schlägt meine italienische Kollegin die Hände über dem Kopf zusammen: Das Internet ist wieder einmal abgestürzt - das geht ihr "kräftig auf die Kugeln!". In Italien kommt es nicht selten vor, dass mit den "Weichteilen" des Mannes rege geschimpft und gestikuliert wird - ohne jegliche Wertung und Scham. In Deutschland würde eine Mittzwanzigerin, die völlig nüchtern und am hellerlichten Tag verbal mit "Nüssen, Eiern und Säcken" um sich wirft, nur verwunderte Blicke auf sich ziehen.

Ein gesundes Das geht mir auf den Sack kommt auch bei uns von Zeit zu Zeit vor. Die Regelmäßigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der die romanischen Sprachen dieserlei Kraftausdrücke in den Mund nehmen, ist jedoch verblüffend. "Non mi rompere i coglioni oder eben i palle" ("Geh mir nicht auf die Eier oder die Kugeln") kann schon auch mal ganz gepflegt zum Kollegen gesagt werden. Eine weitere Variante sind die "maroni" (Maronen), was dem italienischen Innenminister mit dem bildhaften Namen Roberto Maroni zum Verhängnis wurde: "la rottura di Maroni" (der Bruch, den Maroni bringen sollte) wurde kurzerhand zur "rottura di maroni" - die wortwörtliche Übersetzung spare ich mir an dieser Stelle.

Adrett ist auch das Argument meines spanischen Kollegen: "Alles, was gut ist, wird in Spanien mit Eiern verglichen, das Schlechte mit dem weiblichen Geschlecht." Alles, was im Spanischen demnach mit "cojonudo" (von sp. "cojones") bezeichnet wird, ist genial; wenn man sich totlacht spricht man von "descojonarse"! Naja, eigentlich kann im Spanischen alles mit den besten Stücken des Mannes ausgedrückt werden: Sie können quadratisch sein *("tener los huevos cuadrados*"), wenn man etwas langsamer im Denken ist, oder "zur Krawatte werden" ("tener los cojones de corbata"), wenn man Angst hat. Die Franzosen sind ähnliche Machos: "être couillu" heisst in etwa soviel wie "gut bestückt sein" beziehungsweise "Glück haben". Doch Vorsicht, wenn man übertreibt kann eine Sache auch schnell schlecht ausgehen ("partir en couilles", in etwa: "mit den Eiern durchgehen") und "einem mächtig auf die 'Kronjuwelen' gehen" ("casser les couilles").

von Katharina Kloss

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