Straße in Athen nach einer Demonstration, 23. Februar 2011. An der Mauer: "Generalstreik".

Die Wut des Volkes

Nach einem Jahr harter Sparmaßnahmen steht die Regierung von Giorgos Papandreou immer noch vor dem Risiko eines Staatsbankrotts, dem Misstrauen der Finanzmärkte und fehlender Solidarität einiger europäischer Länder. Die Griechen zeigen immer deutlicher ihren Argwohn.

Veröffentlicht am 11 März 2011 um 16:48
Straße in Athen nach einer Demonstration, 23. Februar 2011. An der Mauer: "Generalstreik".

Die Mehrzahl der Griechen ist wütend. Wütend auf die Politiker, „die uns verarscht haben“ und das Land in die heutige Situation gebracht haben, nur weil sie mit Korruption, Vetternwirtschaft und Misswirtschaft öffentlicher Gelder ihre Interessen verfolgt haben. Wütend auf die Politiker, die seit so vielen Jahren einen Skandal nach dem nächsten haben auffliegen sehen, ohne etwas zu unternehmen, ohne dass jemand verurteilt wurde, als würden sie zu einem Zirkel gehören, der ihre Immunität garantierte.Wütend auf die Politiker, die durch ihre Teilnahmslosigkeit den großen Wirtschaftsschwindel unterstützen, der allem Anschein nach diejenigen zahlen lässt, die produzieren, und die Schmarotzer begünstigt, die von Staatsgeldern leben oder nichts als heiße Luft verkaufen.

Wut auf die Regierung und die PASOK [die regierende sozialistische Partei], die selbst in den heutigen Krisenzeiten die Erwartungen der Menschen nicht erfüllen können und unfähig sind, die wahren Ausmaße des Problems zu erklären. Sie kriegen sich dauernd in die Haare und stehen den Problemen meist wie gelähmt gegenüber.

Wut auch auf die konservative Opposition, die, wo wir am Abgrund stehen, weiterhin unwahre Versprechen herausposaunt und in einem Crescendo von Verantwortungslosigkeit zusammenbricht. Wut vielleicht auch auf die Linke, die den einfachen Weg des „Nein zu allem“ gegangen ist ohne bessere Vorschläge zu machen.

Die Frage stellt sich, warum wir unsere Politiker nicht auswechseln, wenn wir doch so voller Wut sind. Doch die Realität funktioniert so nicht. Unverändert geblieben ist die letzten Jahre über allerdings die Unmöglichkeit, uns zu ändern, unser politisches System zu modernisieren und die Wiederkehr der immer gleichen Probleme und des gleichen Verhaltens. Die Wut bleibt, sie wird aber zu einem der schlechtesten Ratgeber. Zum Beispiel verstehen viele, dass unausweichlich Opfer gebracht werden müssen.

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Aber noch mehr, selbst wenn sie im Grunde genommen mit den Sparmaßnahmen einverstanden sind, hoffen auf Gerechtigkeit. Dass die Verantwortlichen zahlen, zumindest die, auf die mit dem Finger gezeigt wird [der ehemalige Ministerpräsident Costas Karamanlis].Ob man will oder nicht, beide Positionen existieren, und wir sollten, dass die eine kein Vorwand dafür wird, die andere zu vergessen. (sd)

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