Europa ist dabei, eine neue Wirtschaftsordnung aufzubauen. Dieses Gebäude dürfte auf denselben Fundamenten errichtet werden wie das vorige, doch die verarbeiteten Materialien sollten stabiler sein. Kein Teil des Gebäudes wird sich von den anderen unterscheiden. Mittelmeerblau und Inselgrün werden aus den Räumen verschwinden müssen und alle Wohnungen sollen in derselben Farbe gestrichen werden.
Die Sicherheit des Gebäudes soll verstärkt werden. Die Aufseher werden darüber wachen, dass niemand zu laut ist. Sie werden die Bewohner besuchen und überprüfen, dass sie keine zu teuren Produkte konsumieren und nicht auf Kredit kaufen. Wie lange arbeiten sie, halten sie mittags ein Nickerchen? Sie werden ganz genau jedermanns Rechnungen kontrollieren und sich versichern, dass nichts überzogen wird.
Die Aussicht darauf, in diesem gemeinschaftlichen Haus zu wohnen, wirkt nicht sehr reizvoll. Dabei ist es ein renommiertes Gebäude mit Standard und die neuen Kandidaten drängen sich an der Tür. Sie lassen sich durch identische Verarbeitungen für alle und verpflichtende Nachtruhe nicht entmutigen. Denn in diesem neuen Haus besteht keine Katastrophen- oder Einsturzgefahr mehr. Vielleicht müssen regelmäßig kleine Reparaturen oder Renovierungen durchgeführt werden. Doch vor dem Rausschmiss sind alle sicher. Die Eigentümerversammlungen, in denen jeder das Stimmrecht hat, dürften besonders interessant werden.
Und was die Unüberzeugten betrifft, die weiter so leben wollen, wie es ihnen gefällt, so bleiben sie in ihren kleinen Einfamilienhäusern am Stadtrand. Die Miete ist dort nicht so teuer und man ist unabhängiger. Sie müssen nur sicher sein, dass sie es sich erlauben können, für die Instandhaltungen und im Fall einer plötzlichen Panne für teure Reparaturen zahlen. Denn dass ihnen die Bewohner des neuen Hauses helfen, damit können sie nicht rechnen.
Aus Spanien
Portugal hat keine Wahl
„Portugal lehnt EU-Rettungsschirm ab“, titelt La Vanguardia. „Alle politischen Kräfte Portugals sind gegen die auf 75 Milliarden Euro geschätzte Intervention“, obwohl Angela „Merkel die portugiesischen Parteien warnt, dass dies unvermeidbar sei“, berichtet das Tagesblatt. Am 24. und 25. März drehten sich die Diskussionen beim Gipfel in Brüssel vor allem um die portugiesische Krise, informiert das Tagesblatt und beklagt sich: „Weder die sozialistische Regierung noch die konservative Opposition Portugals sind den Anforderungen dieser dramatischen wirtschaftlichen und finanziellen Situation gewachsen“: „Die unhaltbare Staatschuld, die acht Prozent des BIP übersteigt, könnte das Land bankrott machen.“ La Vanguardia berichtet weiter, dass mit der Ablehnung der Sparpläne des zurückgetreten Regierungschefs Sócrates „eine Phase der Ungewissheit beginnt“, in der „alles nur noch schlimmer zu werden droht und vermutlich noch mehr Opfer erbracht werden müssen“. Jetzt darf die finanzielle Hilfe der EU „auf keinen Fall hinausgezögert werden“. Die Entscheidung „muss sofort getroffen werden, um dem Druck der Märkte standhalten zu können und zu verhindern, dass sich die restliche Eurozone ansteckt“. Dass die Märkte überzeugt sind, dass Spanien „keiner direkten Ansteckungsgefahr der portugiesischen Krise ausgesetzt ist“, freut La Vanguardia. Dadurch greifen die Spekulanten die spanische Börse nicht mehr ununterbrochen an. Jedoch „muss die Regierung an den in Gang gesetzten Reformen weiterarbeiten“. Sie haben „den Ruf Spaniens spürbar verbessert“.