Yanis Varoufakis, Finanzminister eines „bankrotten Landes“

Veröffentlicht am 7 Februar 2015 um 06:02

Unser Leser Continentàl empfiehlt ein Interview mit dem griechischen Finanzminister Yanis Yanis Varoufakis in der deutschen Wochenzeitschrift Die Zeit.

Nachdem er von manchen deutschen Medien falsch zitiert wurde meint er nun in einem Interview mit Die Zeit, die Deutschen sollten den Griechen zuhören, und vielleicht sogar zu vertrauen. Er bezeichnet die Abneigung gegenüber Syriza als Angst vor dem Unbekannten. „Europa war auf die Krise in Griechenland nicht vorbereitet und hat Entscheidungen getroffen, die alles nur noch schlimmer gemacht haben. Jetzt gleicht die EU einem Spielsüchtigen, der dem guten Geld schlechtes hinterherwirft“, sagt er. Griechenland ist bankrott.

Die Maßnahmen der Troika verursachten enorme soziale Leiden, beseitigten allerdings die strukturellen Probleme nicht, die zu nicht nachhaltiger Verschuldung führten. Die neue Regierung will Vetternwirtschaft, Korruption und die steuerliche Unverantwortlichkeit der reichen Griechen bekämpfen und gleichzeitig armen Luft verschaffen. Griechenland wird nie wieder ein Defizit erwirtschaften. Zwar fehlt ihnen die Erfahrung – sie fragten allerdings José Ángel Gurría von der OECD, ihnen zu helfen, ein machbares Programm zusammenzustellen.

Die Troika wurde aus herausgeworfen, weil Griechenland Maßnahmen direkt mit seinen Partnern verhandeln muss. Berlin will die bisherige Vereinbarung beibehalten, aber Deutschland selbst hat einst ein sehr schlechtes Abkommen unterschrieben: das Abkommen von Versailles, nach dem Ersten Weltkrieg. Es fügte Europa viel Leid zu und hätte aufgelöst werden sollen. Deutschland sollte wirkliche Verantwortung für Europa übernehmen – so wie es die U.S.A. nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht haben, als sie einen großen Teil der deutschen Schulden tilgten. Nun braucht Griechenland einen Überbrückungskredit und Unterstützung der europäischen Zentralbank für die griechischen Banken, während es einen Plan vorbereitet, der Anfang Juni fertig sein wird.

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Die englische Version des Interviews finden sie hier.

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