Small is powerful

Veröffentlicht am 20 November 2009 um 14:37

"Unbekannt", "Ektoplasma", "kein Charisma"... so und ähnlich lauten die Lobeshymnen der europäischen Presse auf den ersten ständigen EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy. Im Vergleich zu Tony Blair gilt der belgische Regierungschef in der Tat als ein Mann des Kompromisses, der einer Angela Merkel oder einem Nicolas Sarkozy schon nicht die "wahre" politische Führung Europas streitig machen wird.

Diese wenig schmeichelhaften Ausdrücke kann man aber auch darauf zurückzuführen, dass Van Rompuy aus einem "kleinen" Land kommt, für das sich Medien und die anderen Regierungen kaum interessieren. Sie sehen nur auf die "großen": Großbritannien, Frankreich, Deutschland... Auch der Luxemburger Jean-Claude Juncker und der Niederländer Jan Peter Balkenende gelten als "uncharismatisch" und kommen aus "kleinen" Ländern. Als ob die geographische Größe eines Staats auf dessen Vertreter abfärben würde! Die Presse ironisiert immer im Handumdrehen über den mangelnden Peps des einen oder anderen "zweitrangigen" Kandidaten. Dennoch: Beide gehörten zum Favoritenkreis für den Posten.

Die Belgier sehen in Van Rompuy denn Mann, der es geschafft hat, ihr Land zumindest dem Anschein nach zusammenzuhalten. Balkenende und Juncker sind schon seit langem an der Macht und erfreuen sich beneidenswerter Popularitätswerte, während es bei seinen "großen" Amtskollegen eher bergab geht. Ihr Erfolgsrezept? Die Kunst des Konsens und des Kompromisses. Und genau das ist seit eh und je die Vorgehensweise der Union gewesen, um mit nationalen Vetos fertig zu werden. Und genau das hat es ihr auch ermöglicht, vorwärts zu kommen. J.S.

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