Gazeta Wyborcza vom 25. September 2009

Brief öffnet polnische-litauische Kluft

Veröffentlicht am 25 September 2009 um 13:33
Gazeta Wyborcza vom 25. September 2009

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"Ein polnisch-litauisches Gefecht in Brüssel", verkündet die Gazeta Wyborczain einem Bericht über einen offenen Brief, der von zehn polnischen Europaparlamentariern an Parlamentspräsident Jerzy Buzek gesendet wurde und in dem sie für die „Verteidigung der Rechte der polnischen Minderheit in Litauen“ eintreten. "Die in Litauen lebenden Polen haben erwartet, dass die Rechte von ethnischen Minderheiten nach Litauens Eintritt in die EU hier respektiert und erweitert werden würden. Dies war aber leider nicht der Fall", schreiben die Unterzeichner des Briefs, welcher der Wyborcza zufolge von Waldemar Tomaszewski, einem litauischen Polen und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten, initiiert wurde. Der Brief wurde von Audronius Ažubalis, dem Vorsitzenden des Außenausschusses im litauischen Parlament, mit den Worten verurteilt, dass er zu ethnischer Zwietracht anstifte und die Integration der polnischen Minderheit in Litauen behindere (sieben Prozent der Landesbevölkerung). Die umstrittenen Themen umfassen das Recht darauf, dass in Vierteln mit einer polnischen Mehrheit Städte- und Straßennamen in beiden Sprachen ausgewiesen werden, das Recht auf polnische Rechtschreibung von Namen auf Ausweisen und Pässen, Förderung polnischer Schulen und die Rückgabe von Grundbesitz, von dem die litauischen Polen enteignet worden waren. "Unsere Geschichte ist komplex und wir haben erst kürzlich unsere Unabhängigkeit wieder gewonnen. Wenn wir polnischen Städtenamen zustimmen, wie können wir dann Forderungen für kyrillische Städtenamen ablehnen", fragt Vytautas Landsbergis, der erste post-sowjetische Staatschef von Litauen. Der mächtige russische Nachbar, führt er fort, hat ein gewisses Interesse daran, die Polen und Litauen gegeneinander aufzuwiegeln. Ein weiteres Problem für bilaterale Beziehungen bleibt die polnische Einname von Vilnius 1920.

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