Die Frankfurter Rundschau glaubt die Wall Street am Main: “Occupy Frankfurt”, titelt die Tageszeitung aus der Stadt der Europäischen Zentralbank und feiert die Demonstrationen vom 15. Oktober. “In Europa und der ganzen Welt” – in 951 Städten und 82 Ländern – protestierten Millionen Menschen gegen “allmächtige Banken und Politiker, die nichts unternehmen”. 8000 in Frankfurt, dem Herzen des deutschen Kapitalismus, 10.000 in Berlin, und sogar im bürgerlichen Düsseldorf gingen mehrere hundert auf die Straße.
“Dass das noch nicht mehr war als ein Anfang, ist klar. Kein schlechter allerdings”, so die Rundschau. Hier habe die Mittelschicht protestiert, die Gefahr laufe, zu den “educated poor”, den gebildeten Armen der Zukunft zu werden. Ihre Forderung könne einfacher nicht sein: die Wirtschaft solle dem Menschen dienen und nicht umgekehrt. “Einstweilen aber darf dieser Widerstand vor allem als Zeichen gelesen werden: Der Schaden, den die Krisen des Kapitalismus anrichten, lässt sich nicht mehr verschleiern. Das Beben der Märkte legt die Potemkinschen Dörfer in Schutt und Asche, die die [politischen Eliten] dieser Welt noch immer zu verwalten glauben.”
In Italien gingen in Rom Zehntausende auf die Straße, Randalierer zündeten Autos und Polizeiwagen an, stürmten Geschäfte und ließen so das Anliegen der Demonstranten in den Hintergrund treten, schreibt La Stampa. 135 Menschen, darunter 105 Polizeibeamte, wurden verletzt, berichtet La Repubblica. Die Zeitung schätzt den Schaden auf 2 Millionen Euro.