“Palikots Revolution”, titelt die Wochenzeitung Wprost über die Bewegung, die bei den polnischen Wahlen jüngst über zehn Prozent der Stimmen einheimste und somit zur drittgrößten Partei im Sejm, dem Warschauer Parlament wurde. Die Warschauer Zeitung bringt auf der Titelseite die Bilder der drei Anführer der Palikot-Bewegung (RP) – Gründer Janusz Palikot, die Transsexuelle Anna Grodzka und Schwulenaktivist Robert Biedroń – und fragt: “Werden sie die Politik, die Kirche und die Polen ändern?” Gewiss, alle drei haben riesige politische Ambitionen. Ihr erster Vorschlag – das Holzkreuz an der Wand im Parlament zu entfernen – sorgte bereits für Aufruhr und eine Menge Kritik von Seiten der etablierten Parteien. Eine Umfrage in der Gazeta Wyborcza ergibt, dass diese Idee auch den meisten Polen (71 Prozent) missfällt.
Doch Janusz Palikot lässt sich nicht so leicht entmutigen. In einem Interview mit Wprost deutete er an, sein Ziel sei nicht, “noch eine politische Partei” zu bilden, sondern er wolle “Änderungen durchführen”. “Die polnische Gesellschaft wird sich unglaublich verändern, auch wenn wir keiner Regierung beitreten und nichts umsetzen können, weil unsere Vorschläge niedergestimmt werden. Das Anderssein wird sich in einem gigantischen Maßstab normalisieren”, schwärmt Palikot, der zur staatlichen Finanzierung von künstlicher Befruchtung, zu einer klaren Trennung von Staat und Kirche, zur Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, zur Liberalisierung des Abtreibungsgesetzes sowie zur Legalisierung von Marihuana aufruft. Diese Botschaft wurde von den lange als konservativ betrachteten Wählern überraschend gut aufgenommen. “Nicht nur hat sich Palikot eine starke antiklerikale Haltung in der polnischen Gesellschaft zunutze gemacht, er hat auch einen frischen Wind aus dem Westen wahrgenommen”, schließt Philosoph und Kolumnenautor Marcin Król.