"Wahnsinnstag bei der RAI", titelt La Repubblica nach der jüngsten Schlacht im Krieg zwischen dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen und Silvio Berlusconi. Annozéro, die Rai2-Sendung, die dem Ratspräsidenten bereits ein Dorn im Auge ist, nachdem sie einem seiner schärfsten Kritiker, Marco Travaglio, eine eingeladen hatte, hat nachgelegt. Dieses Mal war die Prostituierte Patrizia D'Addario zu Gast, die mit der Offenlegung, dass sie gegen Bezahlung mit Berlusconi geschlafen hätte, das italienische Sexgate losgestoßen hatte.
"Santoro [der Annozero-Moderator] hat keinen konservativen Politiker gefunden, der sich in der von einem solchen Mädchen beschmutzten Sendung zur Schau stellen wollte", lästert Curzio Maltese in La Repubblica. "Keiner von ihnen hat sich unterdessen geschämt, sich mit Patrizia und so vielen anderen Mädchen auf eine Wahlliste aufstellen zu lassen." Die Tageszeitung nutzt die Gelegenheit und ruft seine Leser auf mit dem FNSI (Gewerkschaft der italienischen Journalisten) am 3. Oktober in Rom für die Pressefreiheit zu demonstrieren. Das Blatt druckt hierfür einen Artikel von Roberto Saviano, der auch von El País, Le Figaro, The Times und der Zeit übernommen wird.