Die Europäische Kommission erwägt, Frauenquoten für Unternehmensvorstände einzuführen. Appelle an die Unternehmen, solche Quoten selbst freiwillig einzuführen, blieben erfolglos, berichtet die Rzeczpospolita. “Nur 24 Unternehmen haben seit einem Jahr auf Brüssels Vorschlag reagiert: Der Anteil an Frauen in Vorständen sollte bis 2015 auf 20 Prozent und bis 2020 auf 40 Prozent erhöht werden”, stellt die Warschauer Tageszeitung fest. Deshalb werden nun vorgeschriebene Quoten in Erwägung gezogen. Die Rzeczpospolita kommentiert:
Selbst wenn das, wie jede von oben erzwungene Regelung, unnatürlich erscheint, hat bis jetzt noch niemand einen effizienteren Weg gefunden, den Anteil von Frauen in den Top-Etagen der Unternehmen zu vergrößern.
In Polen sind nur elf Prozent der Vorstandsmitglieder börsennotierter Unternehmen Frauen, und ihre Gehälter liegen im Durchschnitt um 15 Prozent unter denen der Männer in vergleichbaren Positionen. EU-weit verdienen Frauen für dieselbe Arbeit 16,4 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.
In der Männerbastion Deutschland war die Frauenquote letzte Woche wieder das Gesprächsthema. 350 Journalistinnen forderten in einem Brief eine bessere Vertretung in den nationalen Redaktionsleitungen. Zur EU-Initiative meint die Süddeutsche Zeitung, dass die Herren schon zu lange “das sanfte Drängen der Damen, mehr gut dotiere Positionen mit Frauen zu besetzen”, ignoriert haben:
Es ist [EU-Justizkommissarin Viviane] Reding zuzutrauen, dass sie es tatsächlich schafft... [...] Nicht mit dem Hinweis auf Diskriminierung oder Gleichberechtigung, sondern mit einem Argument des Binnenmarktes: Ohne europaweite Quote kann es nämlich passieren, dass sich beispielsweise deutsche Unternehmen nicht mehr an Ausschreibungen in Spanien oder Frankreich beteiligen können, weil sie zu wenige weibliche Führungskräfte haben.