„Das Janoušek-System, die Ära, in der alles möglich war.“ Mit diesem Titel kommentiert Hospodářské noviny die jüngste an die Öffentlichkeit gelangte Prager Affäre, die „der [tschechischen Demokratischen Bürgerpartei] ODS den Todesstoß verpassen könnte“. Die älteste rechtsliberale Partei des Landes stellt gegenwärtig den Regierungschef Petr Nečas.
Im Zentrum des Skandals stehen die 2007 aufgezeichneten Telefongespräche zwischen dem einflussreichen und umstrittenen Geschäftsmann und Lobbyisten Roman Janoušek und dem stellvertretenden ODS-Vorsitzenden und damaligen Prager Bürgermeister, Pavel Bém. 2009 später gelangten die Aufnahmen in die Hände des Anti-Korruptions-Politikers Vít Bárta. Nach polizeilichen Ermittlungen wurden sie schließlich in der Presse abgedruckt. Ihre wichtigste Enthüllung: Janoušek übte maßgeblichen Einfluss auf die Beamten im Prager Rathaus aus.
„Das Beziehungsnetz, das sie um sich aufgebaut hatten, reichte allerdings weit über die Grenzen der tschechischen Hauptstadt hinaus und spielte bei den Privatisierungen ab dem Jahr 2000 eine erhebliche Rolle.“, enthüllt Hospodářské noviny. Die Tageszeitung geht sogar so weit, das Vorgehen beider Männer mit mafiaähnlichen Organisationen zu vergleichen, die sich ganz wie im Roman Der Pate gegenseitig geschäftliche Vorteile zuspielen.
Einen Tag nach der Veröffentlichung der Gespräche zwischen Bém und Janoušek verursachte Janoušek einen Verkehrsunfall. Er soll eine 51-jährige Frau überfahren und Fahrerflucht begangen haben. Kurz danach wurde er mit 2,2 Promille Alkohol im Blut von der Polizei festgenommen.
„Die Geschichte des ehemaligen Bürgermeisters und des Lobbyisten ist traurig“, schreibt SME und fügt hinzu: „Das Szenario liegt jenseits jeder filmischen Vorstellungskraft“. Für die Tageszeitung aus Bratislava gleicht der Bém-Janoušek-Skandal dem „Gorilla“-Skandal, der die slowakischen Konservativen bei den letzten Parlamentswahlen zu Fall brachte.