Demonstranten aus Ballyhea ziehen nach Frankfurt

Veröffentlicht am 7 Juni 2012 um 13:07

Jeden Sonntag demonstrieren die Bewohner von Ballyhea nach der Messe mit einem Schweigemarsch von einem zum anderen Ende ihres winzigen Dorfes. Sie protestieren gegen die Rettung der Landesbanken, die aufgrund der 2008 geplatzten Immobilienblase zusammenbrachen.

Um die Banken vor dem Aus zu bewahren braucht es viele Milliarden, die der Steuerzahler stemmen muss. Und letzten Endes veranlasste dies 2010 auch die irische Regierung dazu, den 85 Milliarden Euro schweren EU-EZB-IWF-Rettungsschirm in Anspruch zu nehmen.

In einem von Sparhaushalten, Massenarbeitslosigkeit und Abwanderung geplagten Land demonstrierten sie 66 Wochen lang einmal wöchentlich. Als fünfzehn von ihnen mit einem an EZB-Chef Mario Draghi adressierten Brief nach Frankfurt flogen, erhielt ihr Zorn internationale Aufmerksamkeit. Der Irish Examiner berichtet:

Als die Euro-Bürokraten an ihrem Arbeitsplatz ankamen, wurden sie von dem langen weißen Dokument begrüßt, das mit Klebemasse an den Glastüren des himmelhohen Bürogebäudes der Europäischen Zentralbank befestigt wurde.

Das Beste vom europäischen Journalismus jeden Donnerstag in Ihrem Posteingang!

Wie Martin Luther, der vor fast 500 Jahren [95] Thesen an die Kirchentür in Wittenberg geschlagen hat, hoffen die Demonstranten aus Ballyhea mit ihrem Statement auch eine Reformation ins Rollen zu bringen.

[...] Martin Luther protestierte gegen den Ablasshandel, mit dem der Bau des Petersdoms in Rom finanziert werden sollte. Die irischen Demonstranten wollen dagegen deutlich machen, dass die Zukunft ihres Landes verscherbelt wurde, um die Banken zu retten.

Für die protestierenden Iren, „die von Frankfurts Einwohnern und den EZB-Personal unerwartet freundlich begrüßt wurden“,

trägt die EZB die Verantwortung für unsere explodierenden Schulden. Die EZB hat ihre Finanzkraft missbraucht und eine schwache irische Regierung dazu gezwungen, dem irischen Volk eine Schuldenlast aufzudrücken, für die es nicht verantwortlich ist.

Tags
Interessiert an diesem Artikel? Wir sind sehr erfreut! Es ist frei zugänglich, weil wir glauben, dass das Recht auf freie und unabhängige Information für die Demokratie unentbehrlich ist. Allerdings gibt es für dieses Recht keine Garantie für die Ewigkeit. Und Unabhängigkeit hat ihren Preis. Wir brauchen Ihre Unterstützung, um weiterhin unabhängige und mehrsprachige Nachrichten für alle Europäer veröffentlichen zu können. Entdecken Sie unsere drei Abonnementangebote und ihre exklusiven Vorteile und werden Sie noch heute Mitglied unserer Gemeinschaft!

Sie sind ein Medienunternehmen, eine firma oder eine Organisation ... Endecken Sie unsere maßgeschneiderten Redaktions- und Übersetzungsdienste.

Unterstützen Sie den unabhängigen europäischen Journalismus

Die europäische Demokratie braucht unabhängige Medien. Voxeurop braucht Sie. Treten Sie unserer Gemeinschaft bei!

Zum gleichen Thema