Slowenien behindert EU-Beitritt Kroatiens

Veröffentlicht am 26 Juli 2012 um 14:21

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„Slowenen wollen Kroaten aufhalten“, titelt SME. Eigentlich sollte Zagreb der EU im Juli 2013 beitreten. Nun drohte der slowenische Außenminister Karl Erjavec diese Woche aber an, dass das Parlament den EU-Beitrittsvertrag nicht ratifizieren wird.

Der Grund dafür sind 172 Millionen Euro, die eine slowenische Bank kroatischen Bürgern schuldet. Diese Affäre stammt aus der Zeit vor der Zerstückelung Jugoslawiens im Jahr 1991, erinnert die slowakischeTageszeitung:

Die Bank von Ljubljana war eine der größten Banken des ehemaligen Jugoslawiens. Als die große Inflation in den 1990er Jahren um sich griff, fingen die Leute aber an, ihre Ersparnisse abzuheben. Nur die Bank von Ljubljana lehnte es ab, das Geld zurückzugeben und schloss ihre Filialen in Kroatien und Bosnien [...]. Kurze Zeit danach meldete die Bank Konkurs an, woraufhin sich der Staat sein Eigentum aneignete und die Gläubigerpapiere übernahm.

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In Kroatien verloren 130.000 Menschen ihre Ersparnisse. Und die bis zum Hals in Schwierigkeiten steckende Bank von Ljubljana hat nicht vor, sie zurückzuerstatten. Wenn Kroatien nun aber der EU beitritt, wird die slowenische Bank verpflichtet sein, ihre Schulden zu begleichen. Das wird schwierig, zumal die slowenischen Banken laut SME alle „in großen Schwierigkeiten stecken“. Bereits im Juni investierte Sloweniens Regierung 382 Millionen Euro (d. h. doppelt so viel Geld wie die Schulden, welche die Bank bei den kroatischen Bürgern hat).

Eine Lösung dieser Affäre ist noch lange nicht in Sicht: Die Slowenen verlangen inzwischen sogar von der kroatischen Regierung, dass sie damit aufhöre, ihre Bürger dazu zu ermutigen, ihr Geld bei internationalen Institutionen einzufordern.

Slowenien hatte den EU-Beitrittsprozess Kroatiens schon einmal im Oktober 2009 aufgehalten. Damals schafften es die beiden einfach nicht, sich auf den Verlauf ihrer Seegrenzen zu einigen.

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