„Breivik hätte gestoppt werden können“

Veröffentlicht am 14 August 2012 um 11:51

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Die Anschläge des rechtsextremen Attentäters Anders Behring Breivik am 22. Juli 2011 hätten verhindert werden können. Dieses Urteil fällt eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung der Anschläge in Oslo und Utøya, bei denen insgesamt 77 Menschen getötet wurden.

„Laut der Untersuchungskommission zum 22. Juli hätte der Bombenanschlag verhindert werden können. [Ferner] hätte die Polizei früher auf Utøya eintreffen können. Dann wären viele Menschenleben verschont geblieben“, schreibt Aftenposten. Nach Berichten der Zeitung kam die Kommission unter Leitung der Anwältin Alexandra Bech Gjørv zu dem Schluss, dass die Behörden die Möglichkeit eines Bombenanschlages nicht ernst genug genommen haben. Hätte man „die bereits existierenden Sicherheitsmaßnahmen effektiv angewandt“, hätte der Anschlag im Regierungsviertel möglicherweise verhindert werden können, fügt die Zeitung hinzu. Eine schnellere Reaktion der Polizei auf der Insel Utøya wäre zudem „eine realistische Möglichkeit“ gewesen. Nachdem Breivik den Sprengsatz im Stadtzentrum von Oslo gezündet hatte, begab er sich auf Utøya, wo sich zum damaligen Zeitpunkt Jugendliche der Arbeiterpartei zusammengefunden hatten. Ergänzend hätte der Geheimdienst Breiviks rechtsextremes Gedankengut besser einschätzen und ihn viel früher aufhalten müssen.

In einigen norwegischen Blättern wird der Kommissionsbericht scharf kritisiert. Bergens Tidende meint:

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Die von der Kommission angeprangerten Schwächen sind auf die mangelnde Führungskultur in Politik und Verwaltungsapparat zurückzuführen.

Das Boulevardblatt VG [Verdens Gang] geht unterdessen noch viel weiter und fordert den sozialdemokratischen Regierungschef Jens Stoltenberg unverblümt zum Rücktritt auf:

Stoltenberg trägt die Verantwortung für die Folgen des 22. Juli. Im Parlament hat er die Mehrheit, die ihm das nötige Durchhaltevermögen garantiert. Aus Sorge um die Würde des Amtes sollte er aber gehen.

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