Protest gegen Anti-Islam Film gewinnt Europa

Veröffentlicht am 19 September 2012 um 13:27

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Nachdem der Film Die Unschuld der Muslime bereits mehrere Länder der arabisch-islamischen Welt in gewaltsame Aufruhr versetzte, wird nun auch in ganz Europa protestiert. Ganz besonders betroffen sind Belgien und Frankreich, wo die größte muslimische Gemeinde des Alten Kontinents lebt (4 bis 6 Millionen Menschen). „Islamisten wollen neue Demonstration in Paris“, kündigt Le Figaro mit Bezug auf einen Aufruf im Internet an, in dem über soziale Netzwerke zu einer neuen Demonstration aufgerufen wird. Demnach soll am 22. September erneut gegen den in den USA produzierten Film protestiert werden, in dem Mohammed und der Islam bloßgestellt werden. Eine erste – nicht genehmigte – Demonstration fand am 15. September vor der US-Botschaft in Paris statt. 152 Menschen, darunter vor allem (radikal-islamische) Salafisten, wurden dabei vorläufig festgenommen.

In ihrer Kolumne schreibt die konservative Tageszeitung, dass:

Wir die Pflicht haben, energisch zu reagieren, um nicht selbst überrannt zu werden. Die Behörden müssen alles in ihrer Macht stehende tun, um zukünftige Demonstrationen der Salafisten zu verbieten und deren Anstifter verurteilen. Frankreich darf sich nicht einschüchtern lassen.

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Le Figaro bezieht sich zwar nicht direkt auf das Titelblatt des Wochenblatts Charlie Hebdo, auf dem ein Moslem im Rollstuhl – möglicherweise der Prophet – von einem orthodoxen Juden geschoben wird, warnt aber dennoch:

Wir dürfen ihnen nicht in die Falle gehen und ihren Einschüchterungsversuchen mit törichten Provokationen begegnen. Karikaturen des Propheten zu veröffentlichen ist nicht nur bequem, sondern vor allem unverantwortlich.

Auch in Belgien schwillt der Protest nicht ab: „Extremisten drohen kritischen Bewohnern Antwerpens, die aus Marokko stammen“, titelt De Morgenmit Bezug auf den gewaltsamen Protest junger Extremisten, zu dem die radikal-islamische Gruppierung Sharia4Belgium am 15. und 16. September im Antwerpener Stadtteil Borgerhout angestiftet hatte und bei dem 230 Menschen vorläufig festgenommen wurden.

Um neue Auseinandersetzungen zu verhindern, untersagte der sozialistische Bürgermeister der flämischen Stadt, Patrick Janssens, ab dem 19. September sämtliche Zusammenkünfte in Borgerhout. Laut De Morgen-Chefredakteur Wouter Verschelden geht es in den Wahlkampfdebatten vor den Kommunalwahlen am 14. Oktober nun nur noch um „diese kleine Randgruppe Sharia4Belgium und Co.“:

Eine Handvoll Jugendlicher, die gerade mal so alt sind, dass sie sich den Bart wachsen lassen und provokative und hasserfüllte Parolen von sich geben können. Erfolgriech verkaufen sie diese Ausdrucksweise vor allem der Altersgruppe der 12 bis 25-Jährigen – Bengel, die zu viel Freizeit haben und die ihren Eltern längst nicht mehr gehorchen.

Verschelden ist nicht nur davon überzeugt, dass die muslimische Minderheit gar nicht weiß, wie sie auf die Drohungen dieser „randständigen Aufrührer“ reagieren soll, sondern klagt auch die Medien an: Indem sie diese Jugendlichen in den Fokus ihrer Berichterstattung rücken, tun sie genau das, was die Extremisten wollen. Verschelden zufolge sollte man sich also nicht zu sehr auf diese Rebellen konzentrieren, sondern das städtische und multikulturelle Umfeld vielmehr als Ganzes überdenken.

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