Smolensk-Tragödie hat noch Sprengkraft

Veröffentlicht am 31 Oktober 2012 um 14:30

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„Es ist nicht Wahnsinn, es ist zynische Taktik, um unseren Staat zu zerstören“, schreibt die Gazeta Wyborcza in ihrem Leitartikel. Die Aufregung ausgelöst hat der Chef der größten polnischen Oppositionspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit), Jaroslaw Kaczyński, der Ministerpräsident Donald Tusk vorgeworfen hat, „in ein schreckliches Verbrechen verwickelt“ zu sein. Auf einer Pressekonferenz am 30. Oktober forderte er Tusks Rücktritt.

Kaczyński bezog sich auf eine „Sprengstoff-Theorie“ zum Flugzeugabsturz von Smolensk. Bei dem Unglück im April 2010 waren 96 polnische Politiker, darunter Präsident Lech Kaczyński [Jaroslaws Zwillingsbruder] ums Leben gekommen. Die Warschauer Tageszeitung Rzeczpospolita hatte auf ihrer Titelseite berichtet, dass im Wrack der Präsidentenmaschine Reste von TNT und Nitroglycerin gefunden worden wären, eine Behauptung, die umgehend von der Staatsanwaltschaft dementiert wurde. Das Blatt gestand daraufhin ein, einen Fehler gemacht zu haben. Gazeta Wyborcza nennt den ganzen Skandal deshalb einen „riesigen Blindgänger“.

Kaczyński, unbeeindruckt, blieb bei seiner Version und berief sich auf „eigene Quellen“, die eine Explosions-Theorie stützen würden. Für den Gazeta Wyborcza-Kommentator Miroslaw Czech...

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zeigt der PiS-Chef einmal mehr, dass er, obwohl der Fehler leicht erkennbar ist, sich nicht rational verhalten kann.

Ein anderer Journalist derselben Zeitung meint:

Das von PR-Experten der PiS seit dem Frühjahr zurechtgemachte Image von Jaroslaw Kaczyński, welches ihn als sanft lächelnden Politiker verkauft, der über die Zukunft Polens debattiert, fiel in sich zusammen wie ein Haus, das mit [Rzeczpospolitas] TNT gesprengt wurde.

In ihrem Leitartikel warnt Gazeta Wyborcza, dass Kaczyński die polnische Demokratie „stürzen“ wolle.

[Die Partei] Recht und Gerechtigkeit will die Ernte des Hasses, den sie gesät hat, einfahren. [...] Die Anhänger der Smolensk-Religion erkennen zwar Polen nicht als ihren Staat an, wollen aber dennoch an die Macht.

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