Gipfel im Schatten der Schuldenkrise

Veröffentlicht am 5 November 2012 um 14:37

Am 5. und 6. November treffen sich etwa fünfzig Spitzenpolitiker Europas und Asiens in Vientiane in Laos. Les Echos tauft dieses neunte ASEM-Gipfeltreffenbeider Kontinente „Europas Charmeoffensive in Asien“. Die alle zwei Jahre stattfindende Sitzung soll die Handelsbeziehungen beider Regionen ankurbeln, die zusammen die Hälfte des weltweiten BIP ausmachen. Allerdings befinden sich die beiden diesmal keinesfalls auf Augenhöhe, stellt Les Echos fest und führt fort: Beim diesjährigen Gipfel trifft „ein krisengebeuteltes Europa auf ein Asien, das sich als globaler Wachstumsmotor profiliert“.

„Die EU schielt gierig auf die – weltweit höchsten – rund drei Milliarden Dollar Devisenreserven Chinas“, betont das Pariser Wirtschaftsblatt und erinnert daran, dass...

China in den vergangenen Monaten regelmäßig Staatsanleihen von Ländern aus der Eurozone und dem Rettungsschirm EFSF gekauft hat, und sich sehr für den im Aufbau befindlichen dauerhaften Rettungsfonds der Eurozone (ESM) interessiert.

Die EU-Führungskräfte würden ihren asiatischen Kollegen beim Gipfel wahrscheinlich „weismachen wollen, dass das Schlimmste der Eurokrise hinter ihnen liegt“, berichtet China Dailyaus Peking. Jedoch...

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befürchten mehrere asiatische Länder — und insbesondere China —, dass die EU sie immer eindringlicher bitten wird, Schuldenpapiere der EU-Länder zu kaufen und so am Euro-Sicherheitsnetz mitzuspinnen. Dabei weiß Europa, dass asiatische Regierungen nur dann Schuldenpapiere kaufen, wenn sie dafür auch eine Gegenleistung bekommen. Unter solchen Umständen kann man vom ASEM-Gipfel nicht allzu viel erwarten. Hinzukommt, dass sich die unmittelbar bevorstehenden innenpolitischen Veränderungen in einigen asiatischen Ländern auf den Gipfel auswirken werden. [...]

Das bedeutet insbesondere, dass die Beziehungen zwischen der EU und Asien für eine Weile auf Eis gelegt werden könnten. Außerdem ist der ASEM-Gipfel nicht der richtige Ort, um neue Initiativen anzuschieben. Er ist ganz einfach zu groß und trifft sich auch nur jedes zweite Jahr. Um die Weltwirtschaft aber am Leben erhalten und in die richtigen Bahnen leiten zu können, erweisen sich die Treffen kleinerer Komitees, wie des G20, heute als wesentlich effizienter.

Die Bangkok Post ihrerseits schreibt: An der „diplomatischen Offensive“ der Europäer lasse sich zum einen erkennen, wie sehr das zunehmend verschuldete Europa immer mehr Wert auf die asiatischen und schnell wachsenden Wirtschaftssysteme legt; zum anderen, dass Europa ein Gegengewicht zum Einfluss der USA in der Region bilden wolle. Laut der Zeitung aus Thailand...

sollten die asiatischen Führungskräfte Europa unter Druck setzen, damit es schnellstens reagiert und die Krise lindert, welche die Weltwirtschaft zittern lässt und die Bemühungen im Kampf gegen die weltweite Armut zunichte macht.

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