Es war ein Tag der konträren Schicksale. Während der maltesische Außenminister Tonio Borg „nach seinem starken Auftritt“ vor dem Europäischen Parlament am 13. November „wahrscheinlich als EU-Kommissar eingesetzt werden wird“, lief auf dem Polizeipräsidium das Verhör des ehemaligen EU-Kommissars John Dalli ab, dessen Amt Borg übernehmen soll, wie dieTimes of Malta berichtet.
Für die Tageszeitung aus Valletta hätte das Timing der Vernehmung des ehemaligen Kommissars für Gesundheit und Verbraucherschutz „nicht unglücklicher sein können“. Weiter sei eine „Konfrontation“ mit Silvio Zammit veranlasst worden – dem Mann, der angeblich versucht hatte, ihn durch Bestechungsgelder dazu zu bringen, die Vorlagen für eine EU-Tabakrichtlinie abzuändern. Laut des Zeitung habe Borg hingegen in Brüssel – trotz seiner konservativen Einstellung zu Abtreibung und Homosexualität, die von manchen als ungeeignet für dieses Amt betrachtet wird – die Zustimmung der meisten EU-Abgeordneten der Europäischen Volkspartei und der sozialistischen Fraktionen gewonnen zu haben. Diese würden bei der Abstimmung in der Plenarsitzung nächste Woche gemeinsam eine satte Mehrheit bilden.
Der Kandidat beruhigte die Abgeordneten, so die Tageszeitung, durch die Betonung seiner...
... europäischen Qualifikationen. Er betonte, er habe einen beträchtlichen Teil seines Lebens darauf angewendet, Maltas EU-Beitritt zu fördern, da er an die europäischen Werte glaube und sie unterstütze. Zudem gelobte er, vollauf mit den EU-Abgeordneten zusammenzuarbeiten [...]. Er bestritt, jemals geschmacklose Kommentare über gleichgeschlechtliche Paare abgegeben zu haben, und versicherte, dass er die Antidiskriminierungsbestimmungen der EU-Charta befürworte. [...]
Dr. Borgs Stand zur Abtreibung – die er persönlich ablehnt – war folgender: Sie unterliege strikt der Kompetenz der Mitgliedsstaaten, im Einklang mit dem Subsidiaritätsprinzip der EU. [...] Doch wiederholt vermied er klare Antworten auf die Frage, wie er denn zur Finanzierung von Organisationen stehe, zu deren Leistungen auch die Bereitstellung von Abtreibungen in Entwicklungsländern gehört.