Kriegsfilm wirft Gewissensfrage auf

Veröffentlicht am 20 November 2012 um 15:20

Cover

„Pokłosie unter Beschuss“, titelt die Gazeta Wyborcza, nachdem der neueste Film des polnischen Regisseurs Władysław Pasikowski etliche Kontroversen ausgelöst hat. Pokłosie (englischer Titel: Aftermath) inspiriert sich an einer wahren Geschichte: 1941 wurden im Dorf Jedwabne, im damals von NS-Deutschland besetzten Polen, rund 300 polnische Juden umgebracht. Männer, Frauen und Kinder werden gezeigt, wie sie von ihren polnischen Nachbarn in eine Scheune getrieben und bei lebendigem Leibe verbrannt werden. Konservative Kommentatoren machten den Film nieder, mit der Begründung, er gebe dem ganzen Volk eine kollektive Schuld und präsentiere eine schwarz-weiße, falsche Sicht der Geschichte, in welcher die Polen als „böse Antisemiten“ und „Mittäter am Holocaust“ dargestellt werden. Doch, wie Piotr Zychowicz in der konservativen Wochenzeitung Uważam Rze betont:

Kein Volk hat das Monopol auf das Böse und kein Volk hat das Monopol auf das Gute. Völker bestehen aus Millionen von Menschen, und Menschen sind nun einmal sehr verschieden...

Die liberalere Gazeta Wyborcza wiederum appelliert an die Kritiker, sie sollten aufhören zu versuchen, den „Säuberungsprozess“ mit „nationalistischer Ideologie“ aufzuhalten. Das Blatt weist anhand eines Zitats aus dem berühmten Buch Nachbarn von Jan Tomasz Gross darauf hin, dass es Polen gab, die Juden rein aus Profit töteten. Die Tageszeitung verteidigt Pokłosie und nennt es ein...

Das Beste vom europäischen Journalismus jeden Donnerstag in Ihrem Posteingang!

wertvolles, im polnischen Film einzigartiges Werk, das eine nur oberflächlich verheilte Wunde des polnischen Gewissens wieder öffnet.

Tags
Interessiert an diesem Artikel? Wir sind sehr erfreut! Es ist frei zugänglich, weil wir glauben, dass das Recht auf freie und unabhängige Information für die Demokratie unentbehrlich ist. Allerdings gibt es für dieses Recht keine Garantie für die Ewigkeit. Und Unabhängigkeit hat ihren Preis. Wir brauchen Ihre Unterstützung, um weiterhin unabhängige und mehrsprachige Nachrichten für alle Europäer veröffentlichen zu können. Entdecken Sie unsere drei Abonnementangebote und ihre exklusiven Vorteile und werden Sie noch heute Mitglied unserer Gemeinschaft!

Sie sind ein Medienunternehmen, eine firma oder eine Organisation ... Endecken Sie unsere maßgeschneiderten Redaktions- und Übersetzungsdienste.

Unterstützen Sie den unabhängigen europäischen Journalismus

Die europäische Demokratie braucht unabhängige Medien. Voxeurop braucht Sie. Treten Sie unserer Gemeinschaft bei!

Zum gleichen Thema