Der Streit um die Flagge flaut nicht ab

Veröffentlicht am 18 Dezember 2012 um 16:02

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Brutale Straßenproteste erschüttern seit zwei Wochen die Stadt Belfast: Die britische Unionsflagge soll nicht mehr jeden Tag über dem Rathaus gehisst werden. Nun wurden wieder zwölf Demonstranten verhaftet, nachdem sie Ziegelsteine auf die Polizei warfen. Der Streit ist die Folge der Entscheidung der Stadt, die Flagge nicht mehr an 365, sondern nur noch an 20 Tagen zu hissen. Doch die Flagge ist ein starkes Symbol für die britische Herrschaft in Nordirland, über welche sich die pro-britischen Unionisten und die nationalistischen Republikaner uneinig sind.

Tausende von Unionisten demonstrierten seit der Abstimmung vom 3. Dezember fast jeden Abend in den Straßen von Belfast, errichteten Barrikaden und verbrannten Abfälle. „So kann es nicht weitergehen“ mahnt der Belfast Telegraph auf seiner Titelseite und die unionistischen Politiker rufen die Loyalisten dazu auf, die Proteste zu beenden. Doch Liam Clark schreibt in seiner Kolumne, dass diese Politiker nicht genug Führungsstärke beweisen:

Bis jetzt haben die unionistischen Parteien die Situation so schlecht angepackt, dass es ihnen schwer fallen wird, wieder Ruhe herzustellen. Es ist Aufgabe der leitenden Politiker, inmitten des Wandels ein Gefühl von Vertrauen und Weitblick zu vermitteln – nicht, die Abstimmungen des Stadtrats als allerletzten Versuch darzustellen. Anstatt uns Großbritannien anzunähern, haben die Szenen der letzten Woche die Beziehung stärker belastet als es die Abstimmung über die Flagge jemals tun könnte.

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Martin Fletcher erklärt in The Times, dass er beim Anblick von gepanzerten Land Rovern „den Eindruck hatte, die düsteren Tage der großen Unruhen seien wieder da“. Weiter schreibt er:

Die Flaggenabstimmung verursachte einen solchen Wutausbruch, weil viele Loyalisten sie als den Gipfel der unerbittlichen Angriffe der Republikaner auf ihre Identität betrachteten, die durch das Karfreitagsabkommen [von 1998 zwischen Loyalisten und Republikanern] möglich gemacht wurden. Sie glauben, dass sich die Nationalisten bessere Wohnungen, bessere Schulen und bessere Infrastrukturen gesichert haben als sie selbst. Es wird sich zeigen, ob die aktuellen Unruhen im Sande verlaufen oder eskalieren, doch so oder so wird die Stimmung wahrscheinlich angespannt, bedrohlich und unberechenbar bleiben.

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