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„François Hollandes Kreuzzug gegen den starken Euro“, titelt Les Echos am Tag nach der Rede des französischen Staatspräsidenten vor dem Europaparlament. Wie die Tageszeitung berichtet, setzte sich Hollande in seiner Ansprache über Europa für mehr Integration und Solidarität, die Schaffung eines Eurozonen-Haushalts, und eine Wechselkurspolitik für die Eurozone ein. Ziel ist, dass der starke Euro nicht der Wettbewerbsfähigkeit schadet.

Hollandes Vision von Europa unterscheidet sich von der Vorstellung der [Briten], die ein „Europa à la carte“ wollen, und dem Bild der Deutschen, die sich eher ein „Europa der zwei Geschwindigkeiten“ ausmalen, in denen sich „gute“ und „schlechte Schüler“ gegenüberstehen. Allerdings ist und bleibt diese „bewusste Strategie der Konfrontation mit Deutschland, um in Europa einen Kurswechsel vorzunehmen“ hochriskant, urteilt Les Echos:

Um sich Gehör zu verschaffen braucht man Verbündete. Jene, von denen man sich wünscht, dass sie sich weiterentwickeln, sollte man dabei aber nicht gegen sich aufbringen. [...] Nach dem Gipfel in Brüssel Ende der Woche, bei dem es um den EU-Haushalt gehen wird, will [Hollande] die Diskussionen um die Lockerung der Haushaltsrestriktionen im Namen des Wachstums wieder aufnehmen. Warum nicht? Schließlich hat nicht den Stein der Weisen. Allerdings bringt [Hollande] Angela Merkel damit in eine schwierige Lage, zumal [im September] Wahlen anstehen. Wenn [er] sich da mal nicht auf Glatteis begibt....

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Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihrerseits reagierte auf Hollandes Vorwurf, die nationalen Interessen würden die europäischen Interessen in den Schatten stellen, womit Hollande vor allem Großbritannien kritisierte, und auch die Länder, die sich in den Haushaltsverhandlungen weniger großzügig zeigen, darunter Deutschland.

Hollande sollte nicht so tun, als hätten die einen in heroischer Selbstlosigkeit nur europäische Interessen im Sinn, während die anderen kalte Egoisten seien. Man kann sich nicht erinnern, dass Pariser Regierungen jemals nicht für die Interessen der französischen Landwirtschaft gekämpft hätten. An den Verteilungskämpfen in der EU sind alle beteiligt. Und was die Haushaltspolitik anbelangt: Es ist richtig, dass man intelligent sparen soll [...]. Aber niemand kann im Ernst erwarten, dass die Geberstaaten einfach abnicken, was Kommission und Parlament so vorschwebt.

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