Russland-Niederlande

Ein „Kampf der Kulturen“

Veröffentlicht am 10 Oktober 2013 um 13:40

Im Zuge des anhaltenden Streits um das unter niederländischer Flagge fahrende Greenpeace-Schiff Arctic Sunrise und dessen Besatzung, welche im russischen Hafen Murmansk festgehalten wird, habe in den vergangenen Tagen ein „Machtkampf mit dem russischen Stolz“ begonnen, schreibt Trouw.

Der niederländische Außenminister Frans Timmermans habe sich am 9. Oktober für die Verhaftung des russischen Botschaftsrats Dimitri Borodin entschuldigt. Borodin war am 5. Oktober in Den Haag wegen des Verdachts der Kindesmisshandlung und wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden.

Trouw findet zwar die niederländisce Entschuldigung, welche dem Druck aus Moskau nachgab, gerechtfertigt, bedauert aber Russlands Scheinheiligkeit:

Genau am selben Tag, an dem [der russische Putin- und Kremlkritiker] Michail Kosenko zu einer psychiatrischen Zwangsbehandlung verurteilt wurde, nimmt das russische Außenministerium die Niederlande ins Visier. Selbst wenn die Verhaftung [des Diplomaten] zu weit ging, die russische Reaktion hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. In Bezug auf Menschrechte sollte Moskau wirklich besser den Mund halten.

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„Der latente Konflikt zwischen dem autoritären Russland und den liberalen Niederlanden ist schließlich ausgebrochen“, notiert Rzeczpospolita. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, da beide Länder unterschiedlicher nicht seien könnten, zitiert die Warschauer Tageszeitung den niederländischen Russlandexperten Marcel de Haas. Letzterer erklärt:

Holland ist klein und hängt vom Außenhandel ab, deshalb muss es mit jedermann gut auskommen. Russland hingegen, dank seiner Öl- und Gasvorkommen sowie seiner Armee, will seine Durchsetzungsfähigkeit beweisen, zeigen, dass es immer noch eine Großmacht ist.

Rzeczpospolita bezeichnet den Konflikt als „Kampf der Kulturen” und hegt Zweifel daran, ob der im November geplante Besuch von König Willem Alexander in Moskau wirklich stattfinden wird und ob Unternehmen wie Philips, ING oder Rabobank in Zukunft weiterhin zu den Großinvestoren auf dem russischen Markt gehören werden.

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