Am 1. Januar wurde Estland zum 17. Mitglied der Eurozone. „Die Euro-Einführung wird das Leben der Esten nicht grundlegend verändern, aber man wird sich daran gewöhnen müssen, auszurechnen, wie viel das ein oder andere Ding in Euro kostet“, schreibt Postimees. „Eine gewisse Zeitlang werden die Leute vermutlich vorsichtiger sein und aufmerksam rechnen, um sicherzugehen, dass der Euro-Preis auch dem Preis in estnischen Kronen entspricht. Aus Erfahrung hütet man sich hier vor allzu ‚gerundeten‘ Preisen.“
„Zumindest müssen die Esten mit dem Beitritt Estlands zur Eurozone nicht mehr befürchten, dass ihr Geld abgewertet wird. Noch vor einem Jahr war dies eine wirkliche Sorge“, fügt das Blatt hinzu. Der Himmel über der Eurozone sei in den vergangenen Jahren keineswegs wolkenlos gewesen. Die Krise habe gezeigt, dass es mehreren Staaten an Haushaltsdisziplin fehle und Pessimisten zögen sogar in Erwägung, dass Euroland zersplittern könnte.
„In diesem Kontext fragen wir uns, warum Estland sich so sehr darum bemüht hat, an Bord eines dem Untergang geweihten Schiffs zu kommen“, schreibt Postimees. Nun sei es aber so, „dass ein tatsächlicher Zusammenbruch der Eurozone einen solchen Untergang bedeuten würde, dass es eigentlich keinen Unterschied mehr macht, ob wir dazu gehören oder nicht.“
„Das kleine Estland wird den Euro stärken“, meint Edin Mujagic von der Universität im niederländischen Tilburg im Volkskrant. Selbst wenn die baltische Republik keine Wirtschaftssupermacht sei, so sei sie in Sachen Staatsfinanzen ein wirkliches „Wunder“, versichert der Ökonom. Die Staatsschuld beträgt nur sieben Prozent: Weit weniger als die der starken Wirtschaftssysteme der Eurozone.
Faktisch sei die Einführung der Einheitswährung in Estland für Deutschland, die Niederlande und Finnland eine gute Nachricht, fügt Edin Mujagic hinzu. Für diese Länder, die sich selbst als tugendhaft preisen, sei es „keine schlechte Entwicklung“, dass ein Land in die Instanzen der Europäischen Zentralbank eintritt, welches „ausgeglichene Staatsfinanzen fördert, seine Schulden nicht durch Staatsanleihen finanzieren will, und für welches die Inflationskontrolle Priorität hat“.