„Ein wahnsinniger Zug“, titelt die Zeit, die sich diese Woche für das Missmanagement und Irrfahrten bei der Deutschen Bahn AG, sprich „Wahn AG“ interessiert. Das deutsche Schienennetz „treibt die Menschen zur Verzweiflung“, was hauptsächlich an Politikern liege, die lieber in einige Prestigeobjekte investierten als sich um das gesamte Netz und den Nahverkehr zu kümmern. Ein illustres Beispiel, so die Wochenzeitung, finde man in der Strecke Berlin-München. Sie soll die Fahrzeit auf 3 Stunden und 45 Minuten verringern und ist Teil der „Eisenbahntransversalen“ der EU, die eines Tages Skandinavien mit Sizilien verbinden wird. Aber mitten in Deutschland treffe man auf rund 30 gigantische, brandneue Brücken, die noch nicht in Betrieb seien. Denn sie warten, sei es auf Anschlussgleise, auf Lärmschutzmauern oder auf Tunnel. Die Erklärung liege „in der Großmannssucht von Politikern“, sagt ein Ingenieur. Die Landesfürsten boxten komplizierte Trassen durch, die alle Städte ihrer Region anfahren, und ignorierten einfachere und billigere Alternativen.
Ein ähnliches Bild bietet die Strecke Rotterdam-Genua, die am Rhein entlang und durch die Schweiz führt. Über sie sollen künftig die Containerwaren aus Asien in ganz Europa verteilt werden. Aber während „in den Niederlanden die Strecke seit drei Jahren fertig ist (teilweise unterirdisch)“, und die Schweizer eben den Gotthard-Basistunnel durchgestochen haben, bewegt sich auf deutscher Seite, „wo sich die Güterzüge auf einem 150 Jahre alten Gleisbett durchs Rheintal winden“, gar nichts. Oder doch: aus den Weinstädten am Rhein, die derzeit unter dem Güterverkehr ächzen, laufen die Touristen weg.