Schuldenkrise

Werfen wir Deutschland aus der Eurozone

Veröffentlicht am 4 März 2015 um 06:43

Deutschlands herausragender Handelsüberschuss ist die größte Kraft, die Europas wirtschaftliche Krise antreibt, schreibt Patrick Chovanec in Foreign Policy. Ein Austritt Deutschlands aus der Eurozone würde die europäische und weltweite Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht bringen. Chovanec bezieht sich dabei auf die Argumente des Wirtschaftswissenschaftlers David Ricardo aus dem 19. Jahrhundert und argumentiert, dass Europas Handels-Ungleichgewicht durch Stärkung der deutschen Inlandsnachfrage verringert werden muss. Historisch, so der Autor, wurde Deutschlands Einkommensüberschuss an die europäischen Nachbarn verliehen, was zur europäischen Schuldenkrise geführt hat –

Man kann nur schwer argumentieren, dass Deutschlands Überschuss an Sparkapital – das Banken oftmals nur mir Schwierigkeiten verwenden konnten – gut investiert war. Im Gegenteil: Dieser Überschuss gab den Deutschen die Illusion von Prosperität, dadurch, dass Arbeitsleistung (ergo PIB) durch Schuldscheine, die möglicherweise nie wieder zurückgezahlt werden, ausgetauscht wurden.

Untern normalen Umständen, schreibt Chovanec, würden Wechselkurse die Lücke verkleinern, indem die Wettbewerbsfähigkeit der Handelspartner Deutschlands verstärkt wird. Die fixen Kurse innerhalb der Eurozone lassen eine solche Anpassung allerdings nicht zu. Die Kreditnehmer der Zone werden gezwungen, sich im Gleichschritt mit der deutschen Wirtschaft zu bewegen. Daher kann deren Außenhandelsdefizit nur durch verringern der Nachfrage nach deutschen Produkten geschehen, was wiederum eine geringere generelle Nachfrage im Land notwendig macht. Die südlichen Mitglieder der Eurozone haben ihr Defizit gegenüber Deutschland reduziert, jedoch den Preis ihres Wirtschaftswachstums gezahlt.

Für Chovanec ist die Frage jedoch nicht, ob die europäischen Volkswirtschaften wie Deutschland werden sollen, sondern was Deutschland mit seinem Überschuss macht –

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Der Überschuss an Sparkapital ist bereits vorhanden; die einzige Frage ist, wohin dieses Kapital verliehen werden soll. Es im Inland zu verleihen um damit einen echten europäischen Aufschwung zu schaffen wäre besser, als (noch einmal) alles nach Außen zu werfen damit andere Länder Dinge kaufen, die sie sich wirklich nicht leisten können.

Ein Austritt Deutschlands aus dem Euro würde seinen Schuldnern einen Wettbewerbsvorteil zurückgeben, indem in Deutschland mehr Inlandskredite vergeben werden, und so der Überschuss im Land ausgegeben wird. Das würde den Druck in Europa und auf den Weltmärkten mindern – auch in den USA, auf deren Markt sich Deutschland stützt. Auch hier kam es zu Krediten und damit verbundenen Ängsten, dass diese womöglich niemals zurückgezahlt werden.

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