Religion in der Schule
Eine Volksschulklasse in Bunesti (Rumänien). Nicht-datiertes Photo

Debatte um Religionsunterricht in Rumänien und Spanien

Veröffentlicht am 6 März 2015 um 07:59
Eine Volksschulklasse in Bunesti (Rumänien). Nicht-datiertes Photo

Religionsunterricht habe Rumänien in Zwei geteilt, schreibt die Bukarester Tageszeitung Adevărul. Das Fach ist nicht mehr Pflicht und Eltern, die wollen, dass ihre Kinder Religionsunterricht bekommen, müssen dies bei der Schule beantragen. Das gilt von der Volksschule bis zum Schulabschluss – zum Leidwesen der Patriarchen.

Die orthodoxe Kirche hat eine Onlinekampagne mit lokalen Stars ins Leben gerufen, um den Religionsunterricht zu unterstützen. Eltern haben, zur Unterstützung der Kampagne, auf Facebook eine dementsprechende Seite gegründet.

Für den Schriftsteller Vlad Zografi muss man jedoch zwei Seiten betrachten. Einerseits –

aus einer strikt laizistischen Perspektive, wenn durch die Konstitution festgeschrieben wird, dass wir ein laizistischer Staat sind, ist die Debatte beendet. Da Religionsfreiheit auch durch die Konstitution garantiert wird, kann Religion in konfessionellen Schulen gelehrt werden – im öffentlichen Bildungssystem hat sie allerdings nichts verloren.

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Andererseits, fügt er hinzu, –

ist der größte Teil dessen, was wir Kultur nennen, von Religion geprägt. Für uns Europäer steht das im Zeichen des Christentums. Kultur definiert uns. Insofern, selbst wenn wir Atheisten, Agnostiker oder Gläubige sind, gehört Religion zu unserer Zusammensetzung. Ganz klar muss man in der Schule Elemente von Religion unterrichten. Ansonsten wird die Sixtinische Kapelle bald als Einheit farbiger Flecken verstanden werden.

Die Debatte findet auch in Spanien statt, wo Schüler zwischen katholischem Religionsunterricht und Unterricht in sozialen und gesellschaftlichen Werten wählen müssen. In Rumänien haben sich weniger als die Hälfte der Schüler aller Altersstufen – das sind 1,4 Millionen von 3 Millionen – zum Religionsunterricht angemeldet. In Spanien hingegen sind es zwei Drittel: 3,5 Millionen haben sich hier für den Religionsunterricht entschieden.

Wenngleich in Rumänien Eltern, die sich gegen den Religionsunterricht stellen, von Verteidigern des Unterrichts als nostalgisch des Kommunismus gesehen werden, schließt man in Spanien in La Vanguardia eine Rückkehr zur Epoche Francos aus:

Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem, was wir vor 50 Jahren erlebt haben, und heute. Früher war der katholische Religionsunterricht verpflichtend. Heute ist er eines von 13 Freifächern.

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