Ist die Republik Irland de facto ein sozialistischer Staat geworden? Das irische Volk wird heute morgen in Aufregung sein, nachdem es die Nachricht vom 90 Milliarden Euro-Plan der Regierung hörte. Dieser soll Banken und die irische Wirtschaft retten, die in Europa eine der von der Wirtschaftskrise am meisten getroffene ist. Die Irish Independent berichtet, dass "der irische Staat tatsächlich einer der größten Landbesitzer der Welt werden wird", wenn er wie im Plan vorgesehen der Nationalen Anlagenverwaltungsagentur (NAMA) Vollmachten überträgt, Grundstücke und Entwicklungsprojekte von Schuldnern zu übernehmen, die ihren Rückzahlungen nicht nachkommen.
Die Europäische Kommission soll das Gesetz ohne vorherige Prüfung absegnen, bevor das Dáil (das irische Parlament) Anfang September darüber abstimmt. Irlands Finanzminister Brian Lenihan geht davon aus, dass der Großteil der Arbeit der NAMA in sieben bis zehn Jahren beendet sein wird. In Anbetracht des Ausmaßes des Crashs von Irlands aufgebauschter Bauindustrie 2007/2008 weist die Dublin Daily allerdings darauf hin, dass diese irische "Bad Bank" (Abwicklungsbank; eine Institution, die notleidende Kredite sanierungsbedürftiger Banken aufnimmt) eventuell noch 2039 mit dem Aufräumen von Giftpapieren beschäftigt sein könnte.