Nichts geht mehr zwischen Vilnius und Wien. Nachdem der ehemalige KGB-Offizier Michail Golowatow nur einen Tag nach seiner Verhaftung am 15. Juli in Wien wieder freigelassen wurde, protestiert Vilniaus diena: „Litauen fordert Strafe“. Für Österreich ist der im vergangenen Oktober von Litauen erlassene Europäische Haftbefehl zu vage formuliert. Als Litauen um seine Unabhängigkeit kämpfte und sich aus den sowjetischen Fängen befreien wollte, soll Golowatow am 13. Januar 1991 ein Sonderkommando beauftragt haben, den litauischen Fernsehturm zu stürmen. Bei dem Angriff kamen vierzehn Menschen ums Leben, etwa 1000 wurden verletzt. Wie die Tageszeitung berichtet, beorderte Vilnius seinen Botschafter zurück und trug seinem Außenminister auf, seine europäischen Kollegen über „diese beispiellose Entscheidung“ in Kenntnis zu setzen. Unterdessen erklärten litauische Parlamentarier, dass „die Freilassung einer als Kriegsverbrecher verdächtigten Person einer Missachtung der Grundwerte der EU gleichkommt“. Nach Berichten der Vilniaus diena soll Wien dem Druck Moskaus nachgegeben haben.
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