Bringt der IWF den Franzosen Unglück? Nach dem Rücktritt des Generaldirektors Dominique Strass-Kahn im vergangenen Mai nach seiner Festnahme wegen sexueller Nötigung, steht nun dessen Nachfolgerin Christine Lagarde im Kreuzfeuer der Kritik. Es wird gegen die französische Ex-Finanzministerin wegen ihrer Rolle bei der Lösung des Rechtsstreits zwischen dem Geschäftsmann Bernard Tapie und der verstaatlichten Pleite-Bank Crédit Lyonnais ermittelt. Lagarde wird Amtsmissbrauch vorgeworfen, da sie 2008 private Schlichter beauftragt hatte, das Verfahren zu beenden. Die Schlichter haben sich zugunsten von Bernard Tapie entschieden und dem Staat eine Schadenersatzzahlungen in Höhe von 390 Millionen Euro aufgebrummt.
„Lagarde stolpert über Tapie“, titelt Libération und betont „ihre Nähe zum Staatschef Nicolas Sarkozy.“ Für die linksliberale Tageszeitung ist die Chefin des IWF „geschwächt in der Führung einer Institution, die von ihren Verantwortlichen ein ethisches, integeres, unparteiisches und diskretes Auftreten verlangt.“ Der Figaro gibt sich zurückhaltender und schreibt in seinem Leitartikel, dass „jeder Medienrummel fehl am Platz“ sei und betont, dass „eine Ermittlung eine völlig banale Prozedur“ sei. Die katholische Tageszeitung La Croix meint ihrerseits, dass „ diese neue Situation in Paris ihr nicht hilfreich sein wird. Weder in Washington noch bei der Lösung internationaler Krisen.“