Die Geldwäsche-Maschine dreht sich weiter

Veröffentlicht am 21 Mai 2013 um 13:58

Hohes Risiko der Geldwäsche, fehlerhafte Bankunterlagen, fehlende Identitätsüberprüfungen und obskure Kundendaten sind weiterhin im zyprischen Bankensektor weit verbreitet. Das ist in einem durchgesickerten EU-Bericht zu lesen, der die Bedingungen des 2-Milliarden-Rettungspakets in Frage stellen könnte.

Im Auftrag der Finanzminister der Eurozone prüften der EU-Expertenausschuss Moneyval und die amerikanischen Wirtschaftsprüfer von Deloitte sechs zyprische Banken und deren größte Kunden. Im April legten sie ihren Bericht vor.

Die von der zyprischen Internetseite Stockwatch nun veröffentlichten Auszüge geben an, dass bei 58 Prozent Bankkunden eine „hohes Risiko“ der Geldwäsche bestünde. Fast ein Drittel aller Kundendateien seien fehlerhaft.

Weitere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Dateien von 27 Prozent der Anleger und 11 Prozent der Kreditgeber „ungenaue Informationen über Kunden und Kontoinhaber“ enthalten würden. Bei internationalen Geschäftskunden sei in bis zu 75 Prozent der Fälle unklar, wer eigentlich der Kunde sei. Genaue Identitätsprüfungen gäbe es bei „komplexen Treuhandstrukturen in nur 9 Prozent aller Fälle“.

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EUObserver fragt sich, ob die zyprischen Banken überhaupt ihre eigenen Kunden effektiv kontrollierten, da sie

zwischen 2008 und 2012 [...] gerade einmal vier interne Prüfungen auf potenzielle Geldwäsche durchgeführt haben. Sie teilten den zyprischen Behörden mit, dass es 2008 und 2010 keine „verdächtigen Transaktionen“, 2001 eine und 2012 „ein paar“ gegeben hätte. Doch Deloitte fand allein für die vergangenen 12 Monate schon 29.

Die Webseite meint, der Bericht „straft die zyprischen Diplomaten und Politiker, die monatelang in den Medien versicherten, Zypern würde sich an internationale Standards halten, Lügen“. Auch hätte Bundeskanzlerin Angela Merkel möglicherweise ein Problem, da sie, um die Zustimmung des Bundestags für das Rettungspaket zu bekommen, versprochen hatte, sie werde in Zypern aufräumen.

EUObserver zitiert einen ungenannten Diplomaten, der mit Blick auf die Bundestagswahlen im September sagt: „Würde das deutsche Volk diesen Bericht lesen, würde es sagen: „Solch einem Land gebe ich doch kein Geld“.

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