Dicht gemacht! Laden in der Ermou-Straße, der Konsummeile von Athen. (AFP)

Pleitewelle an der Euroschwelle

Es sind die Lieblingsurlaubsländer der Deutschen. Aber sie steuern auf die Pleite zu. Die Europäer müssen für die Schuldenkönige zahlen, erklärt Die Zeit, wenn sie nicht als letzter Domino in der Pleite-Reihe ins Finanzchaos gerissen werden wollen.

Veröffentlicht am 19 Januar 2010
Dicht gemacht! Laden in der Ermou-Straße, der Konsummeile von Athen. (AFP)

Natürlich ist er stolz auf sein Heimatland. Auf die Strände. Die Landschaften. Das kulturelle Erbe. Ilias Galanos, 63 Jahre, dichter Schnurrbart, kantiges Gesicht, ist Deutschlandchef der griechischen Fremdenverkehrsbehörde. Wer Galanos in seinem Büro in der Frankfurter Innenstadt besucht, sieht all die bunten Broschüren, mit denen Griechenland um Touristen wirbt: Städtereisen nach Thessaloniki, Badeurlaub in Makedonien, Kreuzfahrten in der Ägäis, ein Besuch der 4000 Jahre alten Ruinen von Knossos. Eines steht in den Werbeprospekten nicht: Griechenland könnte bald pleite sein.

300 Milliarden Euro Staatsschulden hat die Regierung in Athen angehäuft, der Finanzminister spricht vom Ausnahmezustand. Die internationalen Geldgeber trauen den Griechen nicht mehr, die Kreditwürdigkeit des Landes ist so schlecht wie die einer Bananenrepublik. Griechenland geht das Geld aus. Noch sitzt Ilias Galanos in seinem Arbeitszimmer im verschneiten Deutschland und schwärmt von seiner Heimat: "20 Grad! Plus, nicht minus!" Doch seine Regierung reagiert schon auf den drohenden Bankrott. Sie will ein Drittel der ausländischen Tourismusbüros dichtmachen. Auch Deutschland könnte es treffen.

Staatspleite! Für die meisten Menschen klingt das nach dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung. Zum Originalartikelvon Marc Brost und Mark Schieritz in der Zeit...

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PIGS sollen an die Kandare

"Keine Samthandschuhe mehr für Südeuropa", meldet die Warschauer Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna in einer Analyse der immer schlimmer werdenden Lage in Portugal, Italien, Griechenland und Spanien an. Unter dem Schutzschild des Euro haben sich diese Länder, die im Londoner Bankenjargon auch mit ihren Initialen "PIGS" bezeichnet werden, lange genug verantwortungslosen und kurzsichtigen Finanzstrategien hingegeben, wobei ihnen das rapide Wachstum der Eurozone ermöglichte, Strukturprobleme zu vertuschen. Resultat: Das Leistungsbilanzdefizit in Griechenland beträgt 14 Prozent des Bruttoinlandprodukts, in Portugal 12 Prozent. Radikale Budgetkürzungen und eine strikte Finanzdisziplin scheinen die einzige Lösung zu sein. Doch dadurch wird es noch länger dauern, bis die Rezession überwunden wird, heißt es in der Tageszeitung. Spaniens Situation scheint besonders schwierig zu sein: die Staatsschuld liegt bei 67 Prozent, die Verschuldung der Konsumenten bei 177 Prozent des BIP. Zu diesen trostlosen Ergebnissen kommt noch eine hohe Arbeitslosenrate, 45 Prozent der Spanier unter 27 Jahren sind arbeitslos. Nach Meinung von Hugo Brady, einem Experten beim London Centre for European Reform (CER), dürften die kämpfenden Länder in Südeuropa nach jahrelangem Wohlstand bald von einigen neuen Mitgliedsstaaten überholt werden.

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