Staat und Kirche protegieren Terror-Pfarrer

Veröffentlicht am 26 August 2010

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"Claudy, eine groteske Perversion der Justiz", titeltder Belfast Telegraph. Nordirland steht noch unter dem Schock eines am 24. August veröffentlichten offiziellen Berichts, der bestätigt, dass tatsächlich ein katholischer Priester im Juli 1972 in den IRA-Bombenanschlag in der Stadt Claudy (Grafschaft Derry), bei welchem neun Menschen ums Leben kamen, verwickelt war. In einem der blutigsten Jahre des Nordirland-Konflikts stand Father James Chesney beim britischen Geheimdienst unter Verdacht, Quartiermeister und "Einsatzleiter" der örtlichen IRA zu sein.

Dennoch beschloss William Whitelaw, der damalige Minister für Nordirland, in Absprache mit der Hierarchie der katholischen Kirche, dass der Priester nicht verhaftet, sondern lediglich über die Grenze in die Republik Irland versetzt werden sollte. Laut der Belfaster Tageszeitung enthüllt der Bericht "das schwere moralische und politische Dilemma, dem alle Betroffenen ausgesetzt waren – die Verhaftung eines katholischen Geistlichen hätte eine in politischer und sicherheitstechnischer Hinsicht bereits schlimme Situation voraussichtlich noch verschärft, der Beschluss, ihn nicht festzunehmen, war jedoch eine potentielle Behinderung der Suche nach Gerechtigkeit für die Opfer".

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