Am 19. Oktober hat die EU-Kommission ihren Planfür den Ausbau des europäischen Verkehrsnetzes vorgestellt. Bis 2030 sollen 37,7 Milliarden Euro in die Modernisierung der Infrastrukturen und in die "Rationalisierung des grenzübergreifenden Verkehrs" fließen.
In allen Ländern wurde die Ankündigung als eine Konsequenz nationaler Politik begrüßt. So kann La Vanguardia auf dem Titelblattjubeln: "Europa wählt das Mittelmeer" und meint damit den Eisenbahnkorridor, der von der französischen Grenze, entlang der Küste, bis zum südspanischen Algeciras gebaut werden soll. Die Zeitung betont, dass die Einbeziehung des Projekts in das transeuropäische Verkehrsnetz 20 Prozent der Finanzierung sichern werde, dessen Gesamtkosten sich auf 19 Milliarden Euro belaufen. Deshalb sei der "Mittelmeer-Korridor ein Sieg", wie im Leitartikel des katalanischen Blatts zu lesen ist. Zudem stellt die Zeitung fest, dass damit der Grundsatz, jede spanische Eisenbahnlinie müsse zwangsläufig über Madrid laufen, "unterhöhlt" worden sei. "Der gesunde Menschenverstand hat gesiegt", schreibt La Vanguardia, denn 40 Prozent des nationalen PIB wurden am Mittelmeer produziert.
In Nordeuropa sieht Eesti Pävalehtein "klares grünes Licht" für die neue "RailBaltica", die, über Lettland verlaufend, Estland an die polnisch-litauische Grenze anbinden soll. Das von Estland und Litauen geförderte Projekt, "scheint maßgeschneidert, um die Bedingungen Brüssels zu erfüllen", schreibt die estländische Tageszeitung. Das Blatt hebt hervor, dass "zum ersten Mal die EU ein Verkehrsprojekt fördert, welches nicht allein die Bedürfnisse eines einzelnen Mitgliedslandes erfüllt." Für die Zeitung bedeutet die Konkretisierung der "Baltischen Eisenbahnlinie" ebenfalls das Ende der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Riga und Moskau, welche vom Ex-Präsidenten Valdis Zatlers unterstützt, vom designierten Ministerpräsidenten Valdis Dombrovskis hingegen abgelehnt wird. Eine Entscheidung, welche von der Distanzierung Lettlands gegenüber Russland zeugen würde.
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